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Umstritten. Heute beginnt Zirkus Sarrasani sein Gastspiel auf dem Bassinplatz. Die Stadtverwaltung bedauert inzwischen, die Genehmigung dafür erteilt zu haben.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Stadt „bedauert“ Genehmigung

Nach Kritik von Tierschützern an „Sarrasani“: Stadt räumt Fehler ein, weil Zirkus Bassinplatz nutzen darf

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Innenstadt - Die Potsdamer Stadtverwaltung hat gegen eine unterschriebene Selbstverpflichtung verstoßen, die Haltung von Wildtieren in Zirkussen nicht zu unterstützen. Dieses Versprechen gilt seit Dezember 2007 und hat zum Inhalt, für Zirkusse mit wilden Tieren keine städtischen Flächen mehr bereitzustellen. Dennoch hat das Ordnungsamt dem ab heute in Potsdam gastierenden Zirkus „Sarrasani“ eine Genehmigung für die „Straßensondernutzung“ des kommunal verwalteten Bassinplatzes erteilt. „Offensichtlich ist in diesem Fall die Kommunikation zwischen den zuständigen Fachbereichen nicht optimal verlaufen“, räumte Stadtsprecherin Rita Haack auf PNN-Anfrage einen Fehler ein. Der Vorfall sei zu „bedauern.“ Künftig würde es in vergleichbaren Fällen keine solche Genehmigung mehr geben, versicherte Haack.

Der Tierschutzverein (TSV) hatte vor Ostern in einer Pressemitteilung an die abgegebene Selbstverpflichtung der Stadt erinnert und zugleich den Zirkus kritisiert. Es geht um die drei Wildtiere, mit deren Auftritten für „Sarrasani“ geworben wird. Die „eingesperrten“ Tiere würden sich in einem Zirkus „langweilen“ und nur zu „Unterhaltungszwecken vorgeführt“, kritisieren die Tierschützer. Konkret bezieht sich der Verein auf den Seelöwen, der bei „Sarrasani“ auftreten soll. Die Augen dieser Tiergattung seien besonders lichtempfindlich, so der TSV: „Wie muss sich dieses Tier im grellen Scheinwerferlicht fühlen?“ Angesichts dessen fordert der Verein die Potsdamer auf, ein „Vergnügen auf Kosten von Wildtieren“ nicht zu unterstützen. Auch in anderen Städten haben Tierschutz-Initiativen bereits gegen den Zirkus protestiert, aus ähnlichen Gründen.

Bei „Sarrasani“ wehrt man sich gegen derlei Kritik. Es gebe in der Branche zwar „schwarze Schafe“, sagte Zirkus-Direktor André Sarrasani den PNN. Doch würden die wenigen Wildtiere in seinem Zirkus „artgerecht“ gehalten, die gesetzlichen Standards sogar übererfüllt. Zudem sei die Diskussion über Wildtiere in Zirkussen nicht neu und werde in ganz Europa geführt, sagte der „Sarrasani“-Chef.

Das Potsdamer Veterinäramt wird die Haltung bei „Sarrasani“ noch überprüfen, bestätigte Stadtsprecherin Haack. Zudem sei der Platz trotz der irrtümlich erteilten Genehmigung für den Zirkus nicht kostenlos: Rund 500 Euro plus Gebühren müsse der Zirkus zahlen.

Andere Zirkusse hatten in den vergangenen Jahren in den Außenbereichen von Potsdam gastieren müssen, etwa am Bornstedter Feld neben dem Buga-Gelände. Manegen-Chef André Sarrasani freut sich denn auch trotz der Kosten über die Erlaubnis für ein Gastspiel in der Innenstadt. „Zirkusse gehören in das Zentrum der Städte, dahin, wo das Leben pulsiert“, so Sarrasani, der in der Show auch selbst als Zauberkünstler auftritt. Das Traditionsunternehmen „Sarrasani“ gastiert bis Sonntag in Potsdam.

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