Von Sabine Schicketanz: Stadt bleibt bei hartem Kurs gegen Center
Obwohl in den Innenstädten weiter Flächen für Einzelhandel fehlen, sollen Stern-Center und Bahnhofspassagen klein bleiben
Stand:
Innenstadt/Babelsberg - Die Landeshauptstadt fährt weiter einen harten Kurs gegen Einkaufscenter: Obwohl in der Potsdamer und Babelsberger Innenstadt immer noch rund 6200 Quadratmeter Verkaufsfläche für Bücher, Spielwaren, Bekleidung, Schuhe und Elektrowaren fehlen, wird eine Expansion der Center abgelehnt. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Bauverwaltung hervor, die im jüngsten Hauptausschuss vorgestellt wurde.
Damit darf das Stern-Center seine zweite Etage nicht in Betrieb nehmen, womit die Geschäftsführung schon lange liebäugelt. Der ECE-Konzern wolle 40 Millionen Euro investieren, um die Verkaufsfläche um 8000 Quadratmeter zu erweitern, was 40 neuen Geschäften und 175 neuen Mitarbeitern entspreche, hatte Center-Chef Stefan Raml bereits Mitte 2008 angekündigt. Für die Bahnhofspassagen im Potsdam-Center wird es keine Lockerung der sogenannten Sortimentsbeschränkung geben. Diese war im Zuge der Unregelmäßigkeiten beim Bau des Potsdam-Centers verhängt worden. Sie sieht vor, dass zum Schutz der Innenstadt-Händler „innenstadtrelevante“ Waren wie Bücher, Bekleidung und Elektrotechnik nicht verkauft werden dürfen.
Grundlage der jetzigen Planungen ist das von den Stadtverordneten im Oktober 2008 verabschiedete Einzelhandelskonzept. Darin ist verankert, dass zunächst versucht werden soll, in der Potsdamer und Babelsberger Innenstadt Raum für großflächigen Einzelhandel zu schaffen. Zielgruppe sind vor allem Filialisten, die 300 bis 400 Quadratmeter Verkaufsfläche brauchen. Dies steht der Struktur der barocken Innenstadt entgegen, da historische Parzellen durchbrochen werden müssen. Dennoch hat die Bauverwaltung fünf Innenstadt-Blöcke im Visier, die für Einzelhandel umgebaut werden könnten (siehe Grafik). Auch der bereits beschlossene Umbau der Wilhelmgalerie, die zugunsten von mehr Ladenfläche auf den Nord-Süd-Durchgang verzichten wird, gehört dazu.
Für die meisten Häuserblocks mit Umbau-Potenzial gilt allerdings auch in der Bauverwaltung die Einschätzung: Realisierung schwierig. Oftmals hätten die Eigentümer kein Interesse, zu investieren – selbst wenn es potenzielle Käufer oder Mieter gebe. Gut stehen die Chancen bisher allein für den Block 18 Hermann-Elflein-Straße / Brandenburger Straße. Dort wolle ein neuer Eigentümer schnell bauen, „hochwertige Mietinteressenten aus der Textilbranche“ stünden bereit. Entstehen sollen 1600 Quadratmeter Handelsfläche. Zum Vergleich: Die drei Karstadt-Etagen umfassen rund 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
In Babelsberg will die Stadt auf rund 2000 Quadratmetern zwischen dem Grundstück der ehemaligen Post an der Karl-Liebknecht-Straße und der Sparkasse an der Rudolf-Breitscheid-Straße einen Handels-„Magneten“ ansiedeln. Diese Pläne stehen allerdings dem Vorhaben des neuen Eigentümers des Sparkassen-Hauses entgegen. Bauunternehmer Wolfhard Kirsch, der für das Bürgerbündnis in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, will Wohnungen ausbauen, ins Erdgeschoss soll die Mittelbrandenburgische Sparkasse wieder einziehen.
In der Stadtpolitik wird der restriktive Kurs gegenüber den Einkaufscentern nicht einhellig unterstützt. Vor allem die Linke plädiert dafür, den Center-Ausbau nicht zu verhindern. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte im Hauptausschuss, die Stadt müsse sich fragen, wie lange sie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage für Investoren noch nach Innenstadt-Flächen suchen könne. Die Bauverwaltung allerdings mahnt zu „Gelassenheit“: Beim Wiederaufbau der Mitte rund um den Landtag würden „nennenswerte“ Flächen für Einzelhandel entstehen, sagte der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne).
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: