Landeshauptstadt: Stadt braucht neue Flüchtlingsunterkünfte
2013 erwartet das Rathaus doppelt so viele Flüchtlinge wie in diesem Jahr: Arbeitsgruppe sucht händeringend nach Wohnraum
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Die Zeit drängt – und der Platz im Asylbewerberheim im Schlaatz ist schon jetzt knapp: Die Stadtverwaltung sucht momentan händeringend nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge in der Landeshauptstadt. Im Rathaus gebe es dafür eine Arbeitsgruppe, die in den vergangenen Wochen und Monaten bereits mehrere mögliche Standorte für neue Unterkünfte geprüft hat, bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Mittwoch auf PNN-Anfrage.
Hintergrund sind die steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland und damit auch in Potsdam: Hatte die Zahl von neu zugewiesenen Flüchtlingen zwischen 2006 und 2010 noch jeweils um die 30 pro Jahr gelegen, waren es 2011 schon 72, in diesem Jahr 78 Flüchtlinge. Für das kommende Jahr wird laut Stadt erneut mit einer Verdoppelung der Flüchtlingszahlen gerechnet. Das Flüchtlingsheim im Schlaatz, das 2009 eröffnete und vom Diakonischen Werk betrieben wird, kann so viele Flüchtlinge aber nicht aufnehmen. Bereits jetzt gilt das Haus mit 180 Plätzen als ausgelastet.
Der angespannte Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt verschärft die Situation weiter: So leben laut Stadt derzeit 45 Flüchtlinge im Asylbewerberheim, obwohl sie eigentlich in eine Wohnung ziehen könnten. Aber: Passender und bezahlbarer Wohnraum findet sich für sie nicht oder nur sehr schwer. In diesem Jahr hätten immerhin 18 Verträge für 34 Personen geschlossen werden können, sagte der Stadtsprecher.
An Vorschlägen zur Lösung des Dilemmas arbeitet die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe unter Leitung der Sozialbeigeordneten Elona Müller-Preinesberger (parteilos) bereits seit mehreren Monaten, erklärte Brunzlow weiter. Noch in diesem Jahr soll das Ergebnis, ein neues Unterbringungskonzept für Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge, den Stadtverordneten vorgestellt werden.
Von der Situation vor Ort im Wohnheim im Schlaatz hat sich in dieser Woche auch der Migrantenbeirat ein Bild gemacht. Bei der Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten müsse die Stadt „behutsam und vorsichtig“ handeln, um Konflikten mit möglichen neuen Nachbarn vorzubeugen, betonte die Beiratschefin Hala Kindelberger gegenüber den PNN. Gleichzeitig lobte sie die bisherige Arbeit der Verwaltung bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten als sehr engagiert.
Ob Potsdam ein zweites Asylbewerberheim oder mehrere dezentrale Flüchtlingswohnungen bekommt, sei derzeit noch nicht klar, sagte der Stadtsprecher. Ziel sei es, „die Asylbewerber nicht an den Stadtrand, sondern in der Mitte der Gesellschaft unterzubringen“. Angestrebt werde die Unterbringung in kleineren Wohneinheiten – und jeweils für bestimmte Zielgruppen. Als Beispiel nannte der Stadtsprecher die im Oktober dieses Jahres eröffnete Wohnung speziell für alleinstehende Flüchtlingsfrauen mit Kindern in der Hegelallee (PNN berichteten). Die Wohnung, in der die Frauen rundum betreut werden, ist in Trägerschaft des Vereins Soziale Stadt. Es handelt sich laut Stadt um ein landesweit einmaliges Pilotprojekt.
In Potsdam leben den Angaben zufolge zur Zeit rund 230 Leistungsempfänger nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Gemeinschaftsunterkünften am Schlaatz und in der Hegelallee sowie in eigenen Wohnungen. Potsdam hat Asylbewerber aus 25 unterschiedlichen Ländern. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge kommt jedoch aus den Ländern Afghanistan, Irak, Russische Förderation, Kenia und Libanon.
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