Von Kay Grimmer: Stadt fehlen Mittel für Einhaltung von Kita-Standards Studie fordert Eingewöhnung für alle Krippenkinder Verwaltung verzögert Kostenberechnung
Für die Absicherung eines selbst definierten Mindeststandards in der Betreuung in Potsdamer Kindertagesstätten fehlen derzeit 50 000 Euro. Das geht aus einer Studie und daraus resultierenden Kalkulationen der Stadtverwaltung hervor.
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Für die Absicherung eines selbst definierten Mindeststandards in der Betreuung in Potsdamer Kindertagesstätten fehlen derzeit 50 000 Euro. Das geht aus einer Studie und daraus resultierenden Kalkulationen der Stadtverwaltung hervor. So wurden bereits 2009 von einer Arbeitsgruppe Mindestanforderungen für alle Kitas formuliert. Darin enthalten sind auch Eingewöhnungsphasen für Krippenkinder zwischen null und drei Jahren. Dafür benötigen die Einrichtungen allerdings zeitweise einen höheren Personalbedarf. Dafür sind bislang 100 000 Euro im Haushalt für das laufende Jahr eingestellt. „Nach unseren Berechnungen sind jedoch 150 000 Euro notwendig“, sagte der zuständige Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Familie, Norbert Schweers, auf PNN-Anfrage. Über die notwendigen 50 000 Euro für die Eingewöhnungsphase im Krippenbereich müssen die Stadtverordneten bei den anstehenden Haushaltsentscheidungen.
Die Eingewöhnungsphase für neue Kinder in Kitas basiert auf einem Modell, das das Berliner Institut für angewandte Sozialforschung 1990 erstellt hat. Das Modell, das bereits in der Potsdamer Kinder-Tagespflege genutzt und mit 150 Euro pro Kind finanziert wird, soll nun auf alle Potsdamer Krippen ausgeweitet werden. Dabei wird jedes Kind in Zusammenarbeit und mit Mithilfe der Eltern an den Kita-Alltag und die zeitweise Trennung von den elterlichen Bezugspersonen gewöhnt. Während dieser Phase sollen Eltern und Kind von einem Krippen-Mitarbeiter gesondert betreut werden. Dieser Zeitraum kann bis zu sechs Wochen umfassen.
Die für Kitas zuständige Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) verteidigte den inhaltlichen Ansatz zur Verbesserung der Qualität in den Einrichtungen, der gemeinsam von den freien Trägern der Kitas und Verwaltungsmitarbeitern erarbeitet wurde. Über zwei Jahre erstellte hatte eine Arbeitsgruppe eine Auflistung von Mindestanforderungen in Kinderbetreuungseinrichtungen erstellt und außerdem Verbesserungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Die Studie wurde im Jugendhilfeausschuss vorgestellt und von fachlicher Seite einstimmig begrüßt. Gleichzeitig wurde die Verwaltung beauftragt, die Kosten für Mindestanforderungen und Verbesserungsvorschläge aufzustellen. Darauf warten die Stadtverordneten bis heute, seit 15 Monaten ist der Auftrag laut Verwaltung „im Geschäftsgang“. Lediglich grobe Kostenkalkulationen gibt es bislang.
Um nicht nur die Mindestanforderungen sondern auch die Verbesserungsvorschläge umzusetzen, seien mehr als eine Million Euro notwendig, sagte Schweers. Darin enthalten ist unter anderem auch eine Freistellung von Kita-Leitern von der Kinderbetreuung, damit ausreichend Zeit für administrative und organisatorische Arbeit bleibt. So sollen die Kitas im Bestfall Netzwerkarbeit in ihren Stadtteilen leisten, ausführliche Dokumentationen zum Sprachstand und zur Entwicklung der Kitakinder aufstellen. „Das benötigt Zeit“, begründete Schweers die Forderung der Kita-Leitungs-Freistellung. Eine grobe Kalkulation geht von mindestens 240 000 Euro für die Leitungs-Freistellung und dem daraus resultierenden zusätzlichen Erzieherbedarf aus.
Allerdings machte Dezernentin Müller-Preinesberger deutlich, dass die Finanzierung solcher Personalkosten nicht Aufgabe der Stadt, sondern des Landes sei. „Potsdam wird nicht Vorreiter sein bei der finanziellen Übernahme von Landesaufgaben“, erklärte sie. „Das hielte ich für ein falsches Signal“, sagte Müller-Preinesberger.
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