Potsdams Asylheime zu 80 Prozent ausgelastet: Stadt sucht Wohnungen für Flüchtlinge
Eigene Wohnung statt Asylheim: Die Stadt Potsdam will anerkannte Flüchtlinge in Wohnungen unterbringen. Sozialdezernent Mike Schubert betont, dass Flüchtlinge anderen Wohnungssuchenden nicht vorgezogen werden.
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Potsdam - Die Stadtverwaltung hat Potsdamer Hausbesitzer erneut dazu aufgerufen, geeignete Wohnungen für anerkannte oder geduldete Flüchtlinge anzubieten. Gefragt seien auch Einliegerwohnungen oder Einzelzimmer zur Untermiete, sagte Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) am Donnerstag vor Journalisten. Nur so werde es Potsdam schaffen – auch angesichts des angespannten Wohnungsmarkts –, etwa den sich abzeichnenden Familiennachzug bei Flüchtlingen zu bewältigen. Zudem wolle man erreichen, dass anerkannte Flüchtlinge möglichst schnell in Wohnungen statt in Gemeinschaftsunterkünften leben können – der besseren Integration wegen.
Derzeit müssen Flüchtlinge in Potsdam im Schnitt knapp neun Monate in Asylbewerberheimen leben, bevor sie eine Wohnung erhalten – Tendenz steigend. Neben Ein- und Zweiraumwohnungen würden auch möblierte oder unmöblierte Wohnungen für Großfamilien ab fünf Personen gesucht. Anbieten kann die Stadt den Eigentümern die Übernahme von Bruttowarmmieten bis zu 8,90 Euro pro Quadratmeter. Dazu könnte auch die Kaution bis zur Höhe der dreifachen Nettokaltmiete getragen werden, hieß es. Es gehe um möglichst langfristige Verträge, sagte Schubert. Wohnungen mit Staffel- oder Indexmieten würden dagegen nicht angenommen.
Nach Potsdam kommen weiterhin Flüchtlinge
Neuer Wohnraum ist auch nötig, weil trotz gesunkener Zahlen noch Asylbewerber in Potsdam ankommen – in diesem Jahr bisher rund 560 Personen. Demgegenüber stehen lediglich 350 Flüchtlinge, die dieses Jahr bereits in Wohnungen ziehen konnten – vornehmlich in Plattenbaugebiete. „Allerdings konnten wir damit im Vergleich zu 2015 schon doppelt so viele Flüchtlinge in Wohnungen vermitteln“, sagte Sozialamtsleiter Frank Thomann.
Dadurch seien die Gemeinschaftsunterkünfte in der Stadt noch im Schnitt zu 80 Prozent ausgelastet, mit insgesamt knapp 1300 Bewohnern. Zum Vergleich: In den Brandenburger Flüchtlingsunterkünften ist mit 46 Prozent landesweit weniger als jeder zweite Platz belegt. Schubert sagte, der in Potsdam vergleichsweise geringe Puffer an freien Plätzen in Unterkünften könne bei steigenden Flüchtlingszahlen schnell wieder aufgebraucht sein.
Schubert: "Es geht um eine angemessene Verteilung für alle"
Um gegenzusteuern setzt die Stadt vor allem auf die kommunale Bauholding Pro Potsdam, die in diesem Jahr bereits mehr als 280 Flüchtlinge in 156 Wohnungen vermitteln konnte. Auch Genossenschaften hätten inzwischen 13 Wohnungen zugesteuert, von Privaten kamen bislang 16. Schubert sagte, gerade habe die Stadt – vorsorglich – 34 von 160 geplanten Wohnungen angemietet, die bis 2019 im Bornstedter Feld entstehen sollen. Diese sollen auch den 106 Stück umfassenden Fundus sogenannter Nutzungswohnungen verstärken, in denen Flüchtlinge kurzfristig – zum Beispiel wegen Konflikten in Asylheimen – unterkommen können. Schubert betonte gleichwohl, Flüchtlinge würden nicht anderen Wohnungssuchenden vorgezogen: „Es geht um eine angemessene Verteilung für alle.“
Angebote für Flüchtlingswohnungen an Tel.: (0331) 289 2448 oder per Mail unter Soziale-Leistungen@Rathaus.Potsdam.de
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