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Landeshauptstadt: Stadt will Filmstadt stärken

Medienbeauftragter im Amt: Studio braucht Einkaufsmarkt, Kneipe und Kita

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Babelsberg - Potsdam hat nach jahrelanger Pause wieder einen Medienbeauftragten: Gerhard Bergfried, ehemaliger Chef von Studio Babelsberg, soll ab sofort im Namen der Stadt den Medienstandort Babelsberg stärken. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) stellte den 61-jährigen gestern offiziell vor. Vor allem auf drei Feldern soll Bergfried für Verbesserungen sorgen: Die Medienstadt braucht eine bessere Infrastruktur, die Arbeit der Filmemacher soll in Potsdam bekannter werden und es soll Platz geschaffen werden für neue Ansiedlungen.

Der Standort Babelsberg habe sich herausragend entwickelt, so Jakobs – es sei immer notwendiger geworden, dass auch die Stadt ihren Beitrag leistet. Allein 2007 waren in Babelsberg zwölf nationale und internationale Filmproduktionen gedreht worden. In der Medienstadt seien in Hochzeiten rund 4000, im Jahresdurchschnitt 2000 Menschen beschäftigt, so Bergfried. Das seien so viele wie zu Zeiten der Defa. In ganz Potsdam gebe es nach Schätzungen rund 10 000 Beschäftigte und 120 Unternehmen in der Medienbranche. Dies trage „sehr zur Wirtschaftskraft der Stadt bei“, so der neue Medienbeauftragte. Rund zwei Drittel des neuen Deutschen Filmförderfonds (DFFF) in Höhe von 60 Millionen Euro seien im vergangenen Jahr in die Region geflossen – dies entspreche Ausgaben von Filmproduktionen von rund 200 Millionen Euro.

Bergfried, hauptamtlich selbstständiger Berater für analoge und digitale Filmtechnik, soll über den zunächst für zwei Jahre geschlossenen Honorarvertrag nun als „Scharnier“ zwischen Stadt und Studios wirken, sagte Jakobs. Dringend gelöst werden muss laut Bergfried ein technisches Problem: Die Filmemacher brauchten einen hochleistungsfähigen Breitbandanschluss, über den digitales Filmmaterial in alle Welt verschickt werden kann. Auf dem Medienstadtgelände habe aber die Telekom das Monopol, nun werde verhandelt. Die Zeit dränge, denn rund zehn Firmen hätten akuten Bedarf.

So schnell wie möglich soll sich auch die „Aufenthaltsqualität“ in der Medienstadt verbessern, sagte Jakobs: „Da gibt es nicht einmal eine richtige Kneipe.“ Auch ein Einkaufsmarkt fehle, ebenso eine Kindertagesstätte. Außerdem sollten die Potsdamer künftig besser „mitkriegen, welche Stars in der Stadt sind“. Dazu solle es beispielsweise Tage der offenen Tür geben. Gleichzeitig sollten die Filmschaffenden wissen, dass sie in Potsdam gearbeitet haben und nicht „in einem Vorort von Berlin“, so Jakobs.

Ein weiterer Schwerpunkt für Bergfried ist die Aus- und Weiterbildung. Nur so gelinge es, qualifizierte Kreative in Babelsberg zu halten. Dazu könnte bald die heutige „German Film School“ beitragen. Sie ist Deutschlands erste private Filmhochschule für digitale Medienproduktion, meldete jedoch Ende November 2007 Insolvenz an. Werde sie gerettet, so Bergfried, „dann geht es ganz sicher in Potsdam-Babelsberg weiter“.

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