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Landeshauptstadt: Stadtführer für Behinderte lässt auf sich warten

Streit im Behindertenforum über Umsetzung eines Beschlusses der Stadtverordneten

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Für Streit um einen möglichen Stadtführer für Behinderte sorgte gestern Potsdams Beauftragter für Menschen mit Beeinträchtigungen Helmut Erker. Während des zweimal im Jahr stattfindenden Behindertenforums informierte Erker über die Umsetzung eines Beschlusses der Stadtverordneten vom vergangenen Juni, einen Stadtführer für Menschen mit Behinderung zu erstellen. „Wir möchten zunächst vorhandene Stadtführer, etwa zur historischen Stadtmitte, so aktualisieren, dass sie auch die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung beachten“, sagte Erker. Die Stadtführer seien so für alle Bürger gleich nutzbar. Darüber hinaus sei für speziellere Vorhaben zurzeit kein Geld da, so Erker.

Kritik für diese Argumentation erntete er von Brandenburgs Behindertenbeauftragten Rainer Kluge. Auch er selbst habe früher die Idee vertreten, dass sich Informationen für Behinderte in „normale“ Stadtführer integrieren ließen. Jedoch sei diese Variante nicht praktikabel. „Die Spezialbedürfnisse für verschiedene Arten von Behinderungen machen solch ein Werk viel zu groß“, so Kluge. Ebenso kritisierte Jürgen Becker vom Behindertenbeirat der Stadt den Plan von Erker: „Wenn die Stadtverordneten etwas beschließen, erwarte ich, dass dies umgesetzt wird.“

In dem Beschluss vom 7. Juni 2006 wird gefordert, dass ein Stadtführer besonders die Bedürfnisse von Blinden berücksichtigen müsse. In einer Mitteilung vom vergangenen Herbst hatte die Verwaltung aber erklärt, dass die Erstellung eines solchen Führers in Blindenschrift als „nicht realisierbar“ eingeschätzt werde. Ferner wurde auf touristische Reiseführer und Audio Guides privater Anbieter verwiesen, die unter anderem über Standorte von Toiletten informieren, die für Rollstühle geeignet sind.

Allerdings zeigte sich im Behindertenforum, dass die Informationsbedürfnisse in anderen Bereichen offenbar dringender sind. „Beispielsweise ist die Internetseite der Stadt für blinde Menschen nicht geeignet“, kritisierte eine Teilnehmerin der Diskussion im Haus der Begegnung in der Straße zum Teufelssee 30. Ebenso verwiesen andere Gäste darauf, dass in einem solchen Stadtführer eine Liste von Arztpraxen aufgenommen werden müsse, die Menschen mit Rollstühlen problemlos nutzen könnten. Ebensolche Listen wurden für Museen und andere öffentliche Einrichtungen Potsdams gefordert – die in einem möglichen Stadtführer abgedruckt werden könnten.

Aufmerksam folgte der CDU-Stadtverordnete Volkmar Näder der Diskussion. Er hat sich bereits mit vielen Anträgen für die Belange von Behinderten eingesetzt. Und auch Näder kritisierte Erkers Umsetzungspläne des Stadtverordnetenbeschlusses zum Stadtführer: „Behinderten geht es um praktische Lebenshilfe, etwa ob sie in Geschäfte oder eben Arztpraxen kommen oder nicht.“H. Kramer

H. Kramer

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