Landeshauptstadt: Stadtkinder
Denise und Gordon Conrad schneidern und verkaufen im eigenen Laden
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„Manche Kunden fragen mich: Kann ich mal mit dem Chef sprechen?“, lacht die zierliche 25-jährige Designerin. Ein bisschen stolz ist sie dann doch: Denn als die gebürtige Potsdamerin im vergangenen Sommer ihre Ausbildung in Berlin beendet hatte, war noch nicht so klar, dass sie nur ein halbes Jahr später schon in ihrem eigenen Laden stehen und selbst geschneiderte Sachen verkaufen würde. Denise Conrad betreibt seit dem 1. Dezember 2005 zusammen mit ihrem älteren Bruder Gordon den Designer-Laden „Stadtkind“ in der Gutenbergstraße 27.
Holzdielen, Stuckdecke und der wunderschöne Kachelofen – man merkt dem Laden an, dass er als Wohnung gebaut wurde. Tatsächlich sei im Januar eine ehemalige Bewohnerin vorbeigekommen und habe die neue Einrichtung begutachtet, erzählt Denise Conrad.
Die breite Flügeltür, die zur Werkstatt im hinteren Teil führt, steht immer offen. Nähmaschinen, Stoffrollen, Scheren – die Schneiderei vor Ort hat eine praktische Seite, wie Gordon Conrad weiß: „Du stehst hier nicht einfach rum und wartest auf Kundschaft, sondern kannst was machen.“ Der 29-Jährige ist Quereinsteiger: Nach abgebrochenem Studium in Stadt- und Raumplanung übernahm er anfangs nur die Organisation für den Laden. Mittlerweile hat er sich das Schneidern „selbst beigebracht“ und ein eigenes Label gegründet. T-Shirts, Jacken, Kleider, Röcke produzieren die Conrads in Prototypen. Bei Nachfrage werden dann andere Größen nachgenäht. Die Geschwister verkaufen außerdem Schmuck und Kleidung von acht weiteren jungen Designern aus Potsdam und Berlin.
Denise Conrad beschreibt ihren Stil als „bunt und ausgeflippt“. Die 50er und 60er Jahre sind ihr modisches Vorbild: „Pin-Up-Girls fand ich schon immer toll.“ Petticoat-Kleider, gepunktete Stoffe, ausgefallene Knöpfe. „Mach“ doch einen Laden in Berlin auf“, hätten ihr Freunde geraten. Aber das wollte die Jungdesignerin nicht. Sie fühle sich als Potsdamer „Stadtkind“. Der Name geht übrigens auf ein Lied der Berliner Elektro-DJane Ellen Allien zurück, erklärt sie.
Der Weg in die Selbständigkeit sei einfach verlaufen: Über Probleme mit Ämtern können die Geschwister nicht klagen. Die Entscheidung für das Lokal in der Gutenbergstraße sei buchstäblich in letzter Minute gefallen: „Den Mietvertrag haben wir am Tag der Eröffnung unterschrieben“, erinnert sich Denise.
Dass aus der „fixen Idee“ Wirklichkeit geworden ist, freut die Conrads heute: „Wir sind auf jeden Fall zufrieden und optimistisch“, sagt Gordon, „bisher ist es nur bergauf gegangen.“ Jana Haase
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