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Durchblick: Potsdams Gebietstopograph Dietmar Krage hat neueste Technik zur Verfügung, um das Stadtgebiet satellitengestützt zu vermessen. Am Donnerstag bricht er mit seinem Transporter, der als mobiles Büro dient, zunächst nach Drewitz auf.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Stadtplan per Tablett-Computer

Potsdam hat jetzt einen Gebietstopographen. Mit neuer Technik soll er die Stadt vermessen

Von Peer Straube

Stand:

Das Glück des Gebietstopographen ist messbar. Sieben Millimeter Abweichung. Maximal. Alles, was darüber liegt, stimmt Dietmar Krage verdrießlich.

Krage ist Vermessungstechniker und künftig dafür verantwortlich, das Stadtgebiet von Potsdam so punktgenau wie möglich in digitales Kartenmaterial zu projizieren. Seit gestern ist der städtische Angestellte offiziell bestallter Gebietstopograph, einer von 18 im Land Brandenburg. Krages Job klingt zunächst simpel. Er steigt in einen VW-Transporter, vollgestopft mit Computertechnik, und fährt nach und nach das Stadtgebiet ab. Über einen GPS-Peilsender ist das Fahrzeug mit Satelliten verbunden, die jede Abweichung vom bisher erfassten Zustand registrieren und sofort aktualisieren. Das Auto „zeichnet“ buchstäblich den aktuellen Stand nach – ob neue Brücken, Änderungen im Straßenverlauf, von Straßennamen oder Hausnummern, selbst abgerissene Gebäude – alles, was vom alten Ist-Zustand abweicht, wird sofort registriert und in der digitalen Karte verändert. Zur Eingabe der Daten in eine spezielle Software dient Krage ein „Tablett-PC“, ein kleine, flacher Computer mit berührungsempfindlichem Bildschirm, vergleichbar mit einem iPad. 188 Quadratmeter Stadtfläche werden damit allermindestens jährlich aktualisiert, manche Brennpunkte wie die im Umbau befindliche Potsdamer Mitte gar im Abstand von drei Monaten. Bislang hatte das Landesvermessungsamt sein Kartenmaterial lediglich alle fünf Jahre auf den neuesten Stand bringen können.

Möglich macht diesen Quantensprung eben jener Transporter, für den das Land 65 000 Euro locker gemacht hat. 17 weitere baugleiche Vehikel bekommen die restlichen Ämter in Brandenburg, 1,2 Millionen Euro sind es insgesamt. „Mit dieser Ausstattung sind wir deutschlandweit an der Spitze“, frohlockte Heinrich Tilly, Herr über die Landesvermesser, gestern bei der Übergabe des orangefarbenen Transporters. Ausstattung, die sich für das Land auch in klingender Münze bezahlt macht. Knapp eine Million Euro jährlich wandern über Lizenzgebühren in die Kasse des Finanzministers. Ob nun Falk einen neuen Stadtplan auflegt, TomTom seine Navigationsgeräte mit aktuellen Infos füttert oder selbst Google eine Karte erstellt – die Datenpakete müssen alle vom Landesvermessungsamt erwerben. Schon 1995 hatte die damalige Landesregierung die Pflichtaufgabe der Vermessung an die Kommunen weitergegeben und bezahlt seitdem dafür Personal und Ausstattung. Mit den 18 Gebietstopographen wird diese Arbeitsteilung nun weiter verfeinert. „Vor Ort sitzen die Experten, dort sind die Erkenntnisse wesentlich schneller gewonnen“, sagte Tilly.

Am Donnerstag bricht Krage zur ersten Station seiner vermessungstechnischen Stadtrundfahrt auf – nach Drewitz. Das Plattenbaugebiet soll bekanntlich in eine Gartenstadt mit grünen Oasen und Regenteichen verwandelt werden. Für die Planung wird aktuelles Kartenmaterial gebraucht. Krage wird es liefern. Abweichung sieben Millimeter. Maximal.

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