
© Andreas Klaer
SVB-Trainerwechsel: Stadtpolitiker reagieren irritiert
Die überraschende Beurlaubung des SV-Babelsberg-03-Trainers Dietmar Demuth sorgt für Irritationen bei Stadtpolitikern. Selbst langjährige Verbündete des Vereins zweifeln an der Entscheidung – vor allem, weil der in den vergangenen Monaten mehrmals mit sechsstelligen Extra-Zuschüssen der Stadt bedachte Fußballdrittligist den Vertrag mit Demuth jüngst bis Ende Juni 2013 verlängert hatte und nun wohl eine Abfindung oder zwei Coach-Gehälter wird zahlen müssen.
Stand:
Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte den PNN auf Anfrage, er sei von der Nachricht „völlig überrascht“ worden – auch angesichts der „wohl nicht so prächtigen“ finanziellen Situation des SV Babelsberg. Daher würden sich mit der Entscheidung „etliche Fragezeichen“ in Richtung des Vereinsvorstands ergeben. „Verwundert“ über die Personalie zeigte sich CDU-Fraktionschef Michael Schröder gegenüber den PNN – auch weil der Verein nun so tue, als ob es „nach den schwierigen Diskussionen“ der vergangenen Monate kein Problem gäbe. Stadtverordnete Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis sagte, sie sei über die Situation beim SV Babelsberg „verärgert“ und stelle sich die Frage, ob die Stadtkasse für weiter finanzielle Engpässe im Verein aufkommen müsse. Sie sehe kein klares Konzept für langfristige Finanzierung und Sicherung des Vereins, so Bankwitz. Potsdams SPD-Chef Mike Schubert sagte, „auch wenn die Entscheidung vereinsintern ist, verwundert sie aufgrund der knappen Kassen des Vereins“.
Am Dienstagmittag hatten SVB-Geschäftsführer Klaus Brüggemann und Vereinspräsident Thomas Bastian die Beurlaubung Demuths mit einem neuen sportlichen Konzept begründet. Unter anderem habe der Fakt, dass der SVB Vorletzter der Heimtabelle geworden sei, zu der Entscheidung beigetragen, hieß es. „Gerade die Heimschwäche konterkariert unsere Bemühungen um mehr Zuschauer und Förderer“, so der Verein in einer Erklärung. Tatsächlich lag der SVB bei den Zuschauerzahlen vergangene Saison im Vergleich zu den anderen 19 Teams mit durchschnittlich 2427 Zuschauern pro Spiel auf dem viertschlechtesten Rang.
Der Geschäftsführer von Die Andere, Lutz Boede, dessen Fraktion sich stets für die Förderung des SV Babelsberg 03 stark gemacht hatte, kritisierte dennoch die Entscheidung des SVB gegen Demuth. Es müsse gefragt werden, ob die Stadt weiter zahlen soll, wenn sich Babelsberg 03 zwei Trainer leisten könne, aber kein Geld für ein kaputtes Flutlicht oder neuen Rollrasen besitze. Damit werde die Glaubwürdigkeit der Vereinsführung infrage gestellt, sagte Boede den PNN.
Dagegen sagte SVB-Geschäftsführer Brüggemann, trotz der Entlassung kämen keine Mehrkosten auf den Verein zu. Die Entscheidung sei „kaufmännisch seriös“. Demuth stehen für die neue Saison nach PNN-Informationen als Abfindung 150 000 Euro zu. „Wir haben einen durchgeplanten Etat, in dem die Summe enthalten ist“, so Brüggemann. Das Geld hätte man auch zahlen müssen, wenn Demuth weiter bei Babelsberg gearbeitet hätte. „Extrakosten entstehen für unseren neuen Trainer, die aber nicht so hoch ausfallen“, so Brüggemann. Dies werde durch Sparmaßnahmen aufgefangen. Vereinspräsident Bastian erklärte weiter, die Spielergehälter in der dritten Liga seien generell „am Sinken“.
Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hielt sich am Dienstag mit einer Bewertung der Personalie zurück. „Wir werden sportfachliche Entscheidungen beim SV Babelsberg 03 nicht kommentieren“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Ein öffentlicher Zuschuss berechtige die Stadt noch lange nicht, sich in die Entscheidung der gewählten Vereinsgremien einzumischen.
Zu anderen Pressemeldungen, wonach der Verein dieses Spieljahr mit einem Minus von knapp einer halben Million Euro abschließen wird, erklärte Thomas Bastian: „Wir haben den Plan für drei Jahre und werden am Ende abrechnen müssen, ob wir in richtiges Fahrwasser gekommen sind.“ Über Einzelsummen würde nicht geredet. Mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) werde es keine Probleme geben.
Zugleich bekräftigte Bastian, dass der SVB um eine Erhöhung des jährlichen Stadt-Zuschusses von 150 000 Euro gebeten habe. Denn der Verein benötige pro Saison etwa 450 000 bis 500 000 Euro für die Bewirtschaftung des von der Stadt gepachteten Karl-Liebknecht-Stadions. Das sei aber nur im Zusammenhang mit einer Neugestaltung des Erbbaupachtvertrages für das „Karli“ angedacht. „Die Gespräche dazu leider sind sehr zäh und dauern sehr lange“, so Bastian. Stadtsprecher Brunzlow sagte, es gebe derzeit eine Ausschreibung für ein Gutachten, mit dem die Kostenstruktur im „Karli“ nach der im vergangenen Jahr beendeten Sanierung analysiert werden solle. Damit wolle die Stadt prüfen, ob der Zuschuss der Stadt von 150 000 Euro pro Jahr angemessen sei oder nicht, so Brunzlow. Im Sommer solle bereits ein Ergebnis feststehen.
Auch anderswo hat der Verein noch Probleme. Zur Dauerbaustelle Flutlicht, für das seit Ende April die Betriebsgenehmigung fehlt, sagte Brüggemann, der DFB werde dem SV Babelsberg keine Lizenz erteilen, wenn die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. Allerdings sei man dabei alle nötigen Gespräche zu führen, um „zeitnah zu Ergebnissen zu kommen“. Brüggemann: „Wir sind auf einem guten Weg und gehen vom heutigen Zeitpunkt davon aus, dass uns die Lizenz erteilt wird.“ Michael Meyer/ Henri Kramer
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