Von Kay Grimmer: Stadtschloss-Verein will künftig Bauaufträge vergeben Vorstand für Satzungsänderung, um Kosten zu sparen: Erstes eigenes Bauobjekt soll dritte Portal-Trophäe sein / Spender Hans-Jürgen Zippel finanziert Skulptur
Der Verein Potsdamer Stadtschloss e.V.
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Der Verein Potsdamer Stadtschloss e.V. will seine Satzung ändern, um zukünftig selbst Bauaufträge für Spendenobjekte vergeben zu können. Das erklärte Vereinsvorstand Hans-Peter Brüggen am Wochenende. Das erste Objekt, das vom Verein selbst in Auftrag gegeben werden soll, wird die dritte Trophäe des Fortunaportals sein, die vom Spender Hans-Jürgen Zippel finanziert wird. Etwa 57 000 Euro wird der Wiederaufbau der rechten Skulpturengruppe auf der Hofseite des Portals kosten. Insgesamt acht Trophäen schmückten einst das Fortunaportal. Zwei der Skulpturengruppen wurden bereits wiederaufgebaut, für die fünf noch fehlenden Trophäen wird noch nach Spendern gesucht, so Brüggen.
Bislang musste der gemeinnützige Verein Bauaufträge aus Satzungsgründen fremdvergeben. Das führte unter anderem dazu, dass der städtische Sanierungsträger Bauaufträge übernahm, diese Arbeit jedoch dem Verein in Rechnung stellte. „Damit hat die Stadt doppelt Gewinn gemacht“, so Brüggen. Nicht nur, dass die Stadt Spendenobjekte nach Fertigstellung geschenkt bekam, sie erhielt im Vorfeld auch noch Geld für die Bauleitplanungen – so geschehen beim Fortunaportal, erklärte Brüggen. „Da hätten wir etwas mehr Entgegenkommen von der Stadt erwartet“, bedauerte das Vorstandsmitglied des Vereins, das aber grundsätzlich die Kooperation mit der Verwaltung lobte. „Unsere Arbeit wird mit großem Wohlwollen betrachtet.“
Mit Vorsicht bewertet Vereinsvorstand Hans-Joachim Kuke hingegen das Ansinnen, den historischen Weinkeller im Stadtschloss wieder aufzubauen. „Die Idee ist charmant, aber der Wiederaufbau darf nicht zu Verzögerungen beim gesamten Bau führen“, sagte Kuke.Bei Testbohrungen hatten Archäologen Pfeilerreste des Kellers gefunden. Daraufhin wurde bei den „Freunden des Potsdamer Stadtschlosses“ die Idee geboren, das Gewölbe wieder zu errichten und dort den Wein des Winzerbergs von Sanssouci zu lagern.
Der neue Spender Hans Jürgen Zippel war als Junge sicherlich nicht im Weinkeller, aber als gebürtiger Potsdamer, der mit seiner Familie 1930 in die direkte Nachbarschaft zum Stadtschloss gezogen war, kann er sich noch an das Ensemble in der Stadtmitte erinnern – vor allem an den Lustgarten, in dem er Fußball spielte. „Die Gebäude und die Architektur interessierten mich damals nicht sonderlich“, gestand Zippel. Im II. Weltkrieg wurde er Flak-Helfer, kam Ostern 1945 verletzt zurück nach Potsdam und zog nach dem Krieg nach Berlin. „Aber man bleibt im Herzen Potsdamer.“ Nach dem Mauerfall engagierte sich Zippel für Potsdam. Er unterstützte den Bau des Stadtkanals und finanzierte zwei Palmetten an der Nikolaikirche. Die Trophäe auf der Hofseite des Fortunaportals, deren Besonderheit ein geflügelter Drache auf dem Helm ist, ist sowohl ein Geburtstagsgeschenk für Zippel selbst, als auch seiner Frau gewidmet, die er die vergangenen vier Jahre, bis zu ihrem Tod 2008, gepflegt hatte.
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