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Landeshauptstadt: Stadtsportbund plant Ehrenkodex gegen Neonazis

Reaktion auf Diskussion zum Umgang mit rechtsextremen Freizeitsportlern in Potsdamer Vereinen

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Beim Umgang mit rechtsextremen Sportlern in Freizeitsportvereinen will der Stadtsportbund (SSB) ein Zeichen setzen. SSB-Geschäftsführerin Anne Pichler kündigte am Dienstag gegenüber den PNN an, der Dachverband von 155 Potsdamer Sportvereinen wolle im kommenden Jahr seine Satzung um einen Ehrenkodex erweitern, der ein Bekenntnis zur Demokratie enthalte. Damit solle Vereinen auch im Umgang mit Rechtsextremismus in ihren Reihen geholfen werden, hieß es. So wird in dem geplanten Kodex der Passus enthalten sein, die Vereine „treten Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit öffentlich klar entgegen“.

Wie berichtet hatte es in Potsdam zuletzt eine öffentliche Diskussion darum gegeben, wie Vereine reagieren sollen, wenn sie merken, dass sich Sportler in ihren Reihen als aktive Neonazis entpuppen. Unlängst war dies den Fußballern von „Eintracht Babelsberg 90“ passiert. Eine Potsdamer Antifa-Gruppe veröffentlichte im Internet Vorwürfe, wonach der bei Eintracht seit 2007 aktive Stürmer Thomas P. zur Potsdamer Neonazi-Szene gehöre. P. zähle zu den Gründungsmitgliedern der „Jungen Nationaldemokraten” (JN) in Potsdam, die Jugendorganisation der rechtsextremen NPD, so die Antifa.

Tatsächlich hatte P. im Herbst 2008 an vier Sonntagen die Sporthalle des Schiller-Gymnasiums in Drewitz angemietet (PNN berichteten). Was die Verantwortlichen der Schule nicht ahnten: Am 9. November, dem 70. Jahrestag der Pogromnacht, soll P. mit anderen Rechtsextremen dort gefeiert haben – inklusive dem Absingen von Liedern der Hitlerjugend. Die Feier wurde publik, weil die Gäste sich damit im Internet brüsteten. Die Schule kündigte sofort den Mietvertrag. Auch in jüngster Zeit soll P. bei Aufmärschen von Neonazis dabei gewesen sein, erklärte die Antifa. Bei der Polizei sei P. mit mehr als zwei Dutzend Einträgen „einschlägig bekannt“, hieß es zudem von Ermittlern – etwa wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

„Eintracht Babelsberg 90“ hat inzwischen reagiert. Auf seiner Internetseite hat der Verein Fotos seiner Mannschaft – ohne Thomas P. – veröffentlicht, auf denen die Spieler eine große Flagge mit einer Aufschrift „gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Rechtsextremismus“ in den Händen halten. Eintracht-Chef Markus Meyer sagte auf Anfrage, die Vereinsspitze sei von den Vorwürfen gegen P. überrascht worden, dieser sei nicht als Neonazi aufgefallen. Der Verein strebe nun eine Satzungsänderung an, um künftig in solchen Fällen eine rechtliche Handhabe zu besitzen – bis hin zum Rauswurf solcher Sportler. „Für solches Gedankengut ist bei uns kein Platz“, so Meyer.

Bereits vor zwei Monaten hatte die Antifa auch einem Sportler des Cheerleader-Vereins Potsdam Panthers vorgeworfen, zur Neonazi- Szene zu gehören. Der Verein hatte dazu erklärt, der 27- Jährige habe nichts mehr mit der Szene zu tun. Dies hatte die Antifa angezweifelt. HK

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