zum Hauptinhalt

Von Kay Grimmer: Stadtteilzentren gezielt entwickeln

Eigene Arbeitsgruppe für Wohngebietsmittelpunkte im Baudezernat Plattenbaugebiet Schlaatz hat von Förderprogrammen am meisten profitiert

Stand:

Am Schlaatz - Mit einer Arbeitsgruppe im Baudezernat will Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) die Entwicklung von Stadtteilzentren fördern. Das erklärte Klipp nach einem Rundgang mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) durch das Plattenbaugebiet am Schlaatz. Dort steht seit einigen Wochen die einstige Nahversorger-Kaufhalle am Schilfhof leer, seitdem der vormalige Eigentümer, die Rewe-Gruppe einen neuen Markt am Horstweg eröffnet hat. Die vertragliche Zusicherung, dass ein neuer Nahversorger ins Schlaatzer Zentrum kommen soll, ist wegen Finanzierungsschwierigkeiten vakant (PNN berichteten).

„Ärgerlich und unbefriedigend“ sei die Situation, so Jakobs, „ich habe mir das auch anders gewünscht.“ Daniel Egenter, Projektentwickler des Standorts, erklärte, dass man weiterhin mit den Banken wegen der Konditionen verhandele. Nach wie vor sehen die Pläne des Investors Egenter & Czischka vor, einen neuen Nahversorgungsmarkt von 400 bis 500 Quadratmeter Handelsfläche zu bauen und darüber in vier Geschossen rund 120 Studentenappartements zu errichten. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg warnte davor, zu viel Zeit verstreichen zu lassen. „Die Einkaufsgewohnheiten werden sich verändern.“ Deshalb empfahl er, dem künftigen Betreiber bereits jetzt Platz in der Nähe anzubieten. „Direkt am Marktplatz ist doch das Ex-Friseur-Geschäft frei. Warum nicht dort einen Interimsmarkt eröffnen?“ Daniel Egenter bezweifelte, dass sich das Geschäft eignen würde. „Darüber hinaus steht noch gar nicht fest, wer den Markt betreiben wird“, so Egenter gegenüber den PNN. Die Verhandlungen würden noch laufen.

Auch im Wohngebiet am Stern herrschen ähnliche Probleme durch eine ungenutzte Supermarkthalle am Johannes Kepler-Platz. Hier deute sich allerdings eine Lösung an, so Jakobs. „Es zeichnet sich die Möglichkeit ab, dass dort Wohnungsbau errichtet werden soll“, so der Oberbürgermeister. Baubeigeordnete Klipp erklärte: „Ich will für kein Wohngebiet eine 0815-Lösung, die eigene Identität jedes Stadtteils muss bei der Entwicklung des Zentrums erhalten bleiben.“ Der hohe gestalterische Anspruch, den man sich für die Potsdamer Mitte auferlege, gelte „natürlich auch für die Plattenbaugebiete“.

Beim Rundgang durch den Schlaatz lobte Jakobs die Entwicklung des Wohngebiets. „Der Schlaatz ist das Potsdamer Wohngebiet, das im Rahmen städtebaulicher Förderung wohl am meisten profitiert hat“, konstatierte das Stadtoberhaupt. Seit 1997, als der Schlaatz unter einem starken Negativ-Image gelitten und deshalb rund elf Prozent Leerstand geherrscht habe, sind laut Stadtkontor-Geschäftsführer Rainer Baatz rund 16 Millionen Euro an Fördergeldern in das Wohngebiet geflossen. Die Leerstandsquote ist nicht mehr nennenswert, viele der Plattenbauten sind saniert, das Wohnumfeld wurde vielerorts neugestaltet. Stadtoberhaupt Jakobs beteuerte allerdings, dass man trotz der Erfolge den Schlaatz nicht „als erledigt abhaken“ dürfe. „Es kann noch mehr passieren“, sagte Jakobs in Richtung der Wohnungswirtschaft. Vor allem der Umbau der vorhandenen Wohnungen in seniorengerechte Appartements sei eine anstehende Aufgabe, sagte SPD-Fraktionschef Mike Schubert den PNN. Allerdings seien Investitionen in Aufzugsanbauten nicht ohne Förderung denkbar, entsprechende Programme würden jedoch existieren, so der SPD-Stadtchef. „Um die Wohnungswirtschaft zu unterstützen ist durchaus zu diskutieren, ob die Abgaben, die Pro Potsdam an die Stadt zahlt, für solche Investitionen vorgehalten werden können“, schlug Schubert vor.

Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) sah insbesondere im Wirken der sozialen Träger am Schlaatz Vorbildwirkung für andere Stadtteile. „Die selbstständige Verknüpfung und Kooperation der einzelnen Stellen funktioniert sehr gut“, so Müller. Unproblematischer als vorab von einigen Seiten gemutmaßt, sei auch die Eingliederung des Asylbewerberheims gelungen, das im April dieses Jahres vom Lerchensteig ins Plattenbaugebiet umgezogen ist. Um die Zusammenarbeit im Stadtteil weiter zu stärken, werde die kleinteilige Förderung fortgesetzt, so die Sozialbeigeordnete. Für Projekte wie ein Lerncafé für sozial benachteiligte Frauen werden insgesamt 80 000 Euro für den Schlaatz bereitgestellt, so Müller. Das Geld stammt aus dem Programm „Stärken vor Ort“, dem Nachfolgeprogramm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ der Bund- Länder-Förderung „Soziale Stadt“. Auch der Sozialraum Stern/Drewitz erhalte für soziale Programme rund 80 000 Euro, so Müller. „Denn wichtiger als stets neue Angebote zu schaffen ist es“, so auch Jakobs, einstiger Sozialamtsleiter in Potsdam, „bei bestehenden Einrichtungen die Sorge zu tragen, dass sie ihre Aufgaben wahrnehmen können.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })