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Landeshauptstadt: „Ständig in Bewegung“

Tag des offenen Unternehmens bei der Telekom – Wer arbeitet eigentlich noch am Potsdamer Standort?

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Berliner Vorstadt – „Rot, grün, grau, gelb, weiß.“ So einfach kann es sein. Will man sich durch ein Telefon-Kupferkabel mit 2000 Doppeldrähten durchfitzen, ist das die Farbfolge, an die man sich zu halten hat, wie ein Auszubildender der Telekom am vergangenen Samstag erklärte. Zum Tag des offenen Unternehmens öffneten sich auch die Türen zum Telekom-Gebäude in der Behlertstraße 3a. 51 Gäste zählten die 29 Azubis, die den Präsentationstag organisiert hatten. Unter den Besuchern war auch Clemens Appel, der Chef der Staatskanzlei.

Das Durchfitzen durch die Struktur des Standorts Potsdams erweist sich allerdings als kompliziert – im Vergleich zum 2000er Kupferkabel. So führt schon die Frage nach der Zahl der in Potsdam Beschäftigten zu Chaos. Friedel Tischler, Niederlassungsleiter für den Bereich Technische Infrastruktur Ost, nennt 300. Wenig später stellt sich jedoch heraus, dass in den beiden im Potsdamer Haus ansässigen Unternehmens-Bereichen „T-Com“ und „T-Systems“ nach den Angaben ihrer jeweiligen Leiter nur 150 beziehungsweise 50 Menschen arbeiten – macht insgesamt 200. Das Haus sei „ständig in Bewegung“, entschuldigt Volker Düskow, Vertriebsleiter Mittelstand aus der Sparte „T-Systems“, das Durcheinander. Nach Rücksprache einigen sich die drei Führungskräfte auf folgende Version: Alle drei Zahlen stimmen. 300 beziffere allerdings die „Kapazität des Gebäudes“, nicht die tatsächlichen Mitarbeiter. Das Haus solle aber wieder gefüllt werden. Mit Leuten für seinen Bereich, wie jeder der beiden Potsdamer Leitungskräfte erklärte.

Anfang Mai sind die Angestellten des zuvor von der Telekom-Tochter VCS verkauften Call-Centers aus dem Gebäude ausgezogen, bestätigt Düskow. Im März hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass 98 Angestellte von dem Verkauf betroffen seien. Trotzdem arbeiten heute noch 150 Menschen in der Behlertstraße im Telekom-Call-Center, sagt Claudia Rieck, die Leiterin der im „T-Com“-Bereich angesiedelten Kundenbetreuung. Dieses Call-Center soll jedoch zum 1. Juli 2007 ausgegliedert werden, so Rieck.

Trotzdem sucht Yvonne Deutschmann, die die Auszubildenden für die Standorte Potsdam und Frankfurt an der Oder rekrutiert, ausgerechnet noch „Kaufleute für Dialogmarketing“. Die sollen später unter anderem Call-Center-Tätigkeiten übernehmen, erklärt sie.

Als Reaktion auf die geplanten 50 000 Ausgliederungen im gesamten Telekom-Konzern kam es in den vergangenen Tagen bundesweit zu Streiks. Mit Angaben zur Potsdamer Situation hielten sich die anwesenden Führungskräfte am Samstag jedoch zurück. Es habe am Freitag auch hier „Aktionen“ gegeben, erklärte Friedel Tischler. Zu „Kundenbeeinträchtigungen“ sei es nicht gekommen. Düskow sieht seine Abteilung, die die Geschäftskunden wie zum Beispiel den Filmpark und die Schlösserstiftung betreut, von den Streiks nicht betroffen. „Wir dürfen nicht streiken“, verriet einer der Azubis, die die Besucher am Samstag zuvorkommend durch die Konferenzräume im zweiten Stock geleiteten.

Die Spannung steigt kurzfristig, als ein Besucher im Auto vorfährt. „Verdi“, vermuten die Azubis flüsternd. Aber Gewerkschaftsvertreter lassen sich nicht blicken an diesem Nachmittag. Jana Haase

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