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Homepage: Ständige Suche nach Originalität Im Einstein Forum wurde die Kunstmusik diskutiert

Neue Musik ist der Inbegriff der Musikentwicklung des 20. Jahrhunderts.

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Neue Musik ist der Inbegriff der Musikentwicklung des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Einschätzung kommt Matthias Kroß vom Einstein Forum, der zu dem Thema am Dienstag einen Workshop leitete. Die Neue Musik, die seit 1910 den Musikbegriff teils radikal erweitert hat, spiele bis heute in der Musiktheorie eine bedeutende Rolle. Neue Musik, gleichzusetzen mit der ernsten Musik, biete dem Hörer einen hohen künstlerisch-kulturellen Anspruch. Die Musikform sei eine Grundlage für wissenschaftliche Musikuntersuchungen. „Die ernste Musik ist eine Hochkunst“, sagte Kroß.

Unter Einfluss der zunehmenden Globalisierung müsse Kunstmusik ständig wandelbar bleiben. Die früher stark getrennten Grenzen zwischen den einzelnen Musikstilen würden in der Neuzeit immer weiter verwischen. „Die Wechselwirkung zwischen Anpassung und Selbstbehauptung sorge für eine ständige Suche nach Originalität, um in der Masse nicht unterzugehen“, sagte Kroß. Musik sei eine komplexe Kommunikationsstrategie und diene dem Menschen zur Selbstreflexion. Vor allem die Kunstmusik könne die unterschiedlichsten Emotionen hervorrufen, so Kroß.

Im Einstein Forum trafen sich am Dienstag internationale Experten und Musiker, um im Rahmen des Workshops „Neue Musik im doppelten Deutschland“ das Thema Kunstmusik während der deutschen Teilung zu diskutieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die deutsche Musikszene erstarrt. Es herrschte „Unsicherheit und Ratlosigkeit im Umgang mit dem Kulturgut Musik“, erklärte Gregor Herzfeld, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin. Vor allem sei die Kunstmusik nach dem Krieg leblos geworden.

Nach der Teilung 1949 entwickelte sich Deutschland musikalisch weiter. In Westdeutschland blühte in der neuen Musik das Streben nach Freiheit auf. In der DDR hingegen sei Musik durch die dominante staatliche Zensur beschnitten worden, sagte Herzfeld. Kunstmusik wurde als staatliches Mittel genutzt, um den sozialistischen Realismus in der Bevölkerung zu verbreiten, erklärte Matthias Tischer, Professor für Ästhetik und Kommunikation an der Hochschule Neubrandenburg. Diese Ideologie habe sich nur bis in die Sechzigerjahre aufrechterhalten lassen, erklärte Matthias Kroß. „Der sozialistische Anspruch, einen besseren Menschen durch Musik zu schaffen, wurde von der westlichen Welt verdrängt.“

Vor allem die populäre Unterhaltungsmusik der DDR wurde von den westlichen Medien stark beeinflusst. „Als internationale Künstler wie Bob Dylan und Pink Floyd in Ostdeutschland auftraten und West-Radio in der DDR zu empfangen war, wuchs die Nachfrage in der DDR-Bevölkerung nach westlicher Musik. Die Vertreter der ernste Musik waren hingegen verunsichert“, erklärte Kroß. „Auch als sich in Westdeutschland während des Vietnamkrieges unter Studenten eine marxistische Protestbewegung entwickelte, waren auch hier die Vertreter der Kunstmusik ratlos.“ Erst mit der Zeit sei die Kunstmusik weicher und mit internationalen Musikelementen aufgelockert worden.Elisabeth kropp

Elisabeth kropp

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