Von Klaus Weise: Starke Skullerinnen
Potsdams Ruderfrauen überzeugten bei den Kleinboot-Meisterschaften auf dem Beetzsee
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Drei Tage lang dauerten die 5. Kleinbootmeisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee. Die sieben Finals standen am Sonntag bei schönstem Sonnenschein, allerdings auch starkem Gegenwind auf der 2000-Meter-Strecke auf dem Programm. Für Potsdam gingen die Wettfahrten ohne Sieg zu Ende, gleichwohl fiel die Bilanz durchwachsen aus.
Für Aufhellung der Gesichter und mitunter sogar Jubel sorgten die Frauen, die in Potsdam das starke Geschlecht in den Rennbooten bleiben. Die Skullerinnen von der PRG zogen gleich zu dritt ins A-Finale im Einer, gewannen dort Silber und Bronze durch Christiane Huth und Stefanie Schiller, mussten aber der bärenstarken Dresdnerin Peggy Waleska den Vortritt lassen, die die Konkurrentinnen klar distanzierte. Dass die erst 20-jährige Juliane Domscheit ebenfalls in den Endlauf fuhr und dort Sechste wurde, komplettierte das Erfolgsbild der Potsdamer Ruderschule. Und es weckte bereits wieder Träume von starken Doppelzweier- oder gar Doppelvierer-Besatzungen mit kompletter PRG-Crew, die nach den Olympischen Spielen und erst recht dem Wechsel von Jutta Lau nach China im Februar schon ausgeträumt schienen.
Doch nun zeigte sich, dass Interimscoach Bernd Landvoigt, an sich für die Männer zuständig, ein gutes Frauen-Händchen hatte. Im Unterschied zu seinen Stammzöglingen waren die Frauen nicht nur gut vorbereitet, sondern vermochten das auch umzusetzen. Da konnten selbst erneut Rückenschmerzen am Finalmorgen Christiane Huth nicht aus der Bahn werfen. „Für mich war das ein Superrennen, ich habe mich ganz auf mich konzentriert und das hat funktioniert.“ Das dritte Saisonrennen war nicht nur für die 28-Jährige ein Signal und der Beweis dafür, dass es in die richtige Richtung geht. Bei Jutta Lau habe man „enorm viel gelernt und mitgenommen, jetzt wollen wir das fortsetzen“.
Eine Ankündigung, die sie ernst nimmt. „Wir sind erfahren genug, um zu wissen, was wir uns zutrauen können“, sagt sie. „Nur Mitfahren ist nicht.“ Eine Aussage, die gut zur Philosophie des neuen DRV-Cheftrainers Hartmut Buschbacher passt, der einst die DDR-Frauen zu den besten der Welt machte und nun nach langen Gastspielen in den USA und China nach Deutschland zurückgekehrt ist. Seine Mission: Der gebeutelte deutsche Rudersport soll wieder international konkurrenzfähig werden. Ein Vorhaben, bei dem sich auch Kathrin Boron, seit Januar Leiterin des Ruder-Bundesstützpunktes Potsdam, als Partnerin sieht. Ihre Wochenendbilanz hat neben dem Lob für die Skullerinnen Kritik parat. „Insgesamt war nicht zufrieden stellend, was die Potsdamer hier gezeigt haben. Bei den Männern war mehr Minus als Plus, und auch im Nachwuchs haben wir bei den A-Junioren erhebliche Sorgen. Im Junior B-Bereich allerdings ist Optimismus angesagt ...“
In der Trainerfrage soll in Sache Lau-Nachfolge in den nächsten Tagen eine Entscheidung fallen. Dieser Einzelpunkt wird nach Aussage Borons eingebunden sein in ein Gesamtkonzept, das eine Reihe von Veränderungen enthält. Die erfolgreichste Ruderin der Welt sieht sich selbst dabei als Organisatorin, Koordinatorin, Antreiberin und Ideengeberin in einem. Potsdam, so war von Hartmut Buschbacher zu erfahren, „ist und bleibt eine wichtige Säule des deutschen Rudersports“. Dort gebe es genug Potenzial und Talente, die in der Vergangenheit aber nicht immer die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht haben. „Das sind die Reserven, die wir wecken müssen.“ Das „Gesamtpaket“ des deutschen Ruderns sei aus seiner Sicht gut. Man brauche Zeit und klare Zielvorgaben, um es wieder auf den Stand früherer Jahre zu bringen. Das betreffe sowohl gestandene Athleten wie die Einer-Sieger von Brandenburg Peggy Waleska und Marcel Hacker (Frankfurt/M.), aber auch die Nachwuchs-Hoffnungen, die im U19- und U23-Bereich internationale Spitze sind.
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