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Landeshauptstadt: Startblock für Unternehmen

Golmer Innovationszentrum und Wissenschaftspark sollen weiter wachsen/Große Pläne von Unternehmen

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Golm - Made in Golm: Im Stakkato bekam Jann Jakobs die Neuigkeiten im Innovationszentrum Go:In gestern serviert. Von einer Firma aus Bayern, die ihren Sitz nach Golm verlegt, um mit 250 Angestellten und einem geplanten Jahresumsatz von 500 Millionen Euro einen Großteil des weltweiten Insulinbedarfs in Potsdam herstellen will. Von einer Firma, die sich hier ansiedeln und Mittel gegen Malaria produzieren will. Vom Frauenhofer-Institut, das einen Neubau plant und vom Max-Planck-Institut, das sich in Brandenburgs größtem Wissenschaftspark weitere Flächen gesichert hat. Von einer Firma, die in drei Wochen die nach eigenen Angaben weltweit beste Ultrazentrifuge für die Nanotechnologie vorstellt und von drei jungen Wissenschaftlern der Universität, die ein Laser-Ionenmobilitätsspektrometer erfunden haben, das vor Ort kleinste Sprengstoffspuren nachweisen oder den Anteil des Glückshormons Serotonin in einer Zelle aufspüren kann. Golm ist eine Marke in der deutschen Wissenschaftslandschaft geworden – nun soll weiter am Image gearbeitet werden.

Das Umfeld des Wissenschaftsparkes werde noch verbessert, sagte Jakobs. In einigen Wochen wird die neue Anbindung an den Bahnhof eröffnet, eine direkte Zuganbindung an den neuen Großflughafen BBI ist seitens des Landes zugesichert, und es werden Gespräche mit Investoren über die Ansiedlung von Gewerbe geführt. Zudem laufen seitens der Stadt die Planungen für eine Kindertagesstätte im Go:In. Bis Ende 2009 könnte diese stehen, sagte Jakobs. Kapazitäten für 120 Kinder gebe es, auch wenn der momentane Bedarf nur bei 60 Kindern liege. Mittelfristig denken geben Jakobs und sein oberster Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs als Devise aus. Investiert werden sollen dafür etwa 3,6 Millionen Euro.

Schon jetzt sei Brandenburg „fruchtbarer Boden“, sagte Dr. Kristian Schilling. Der Geschäftsführer der Golmer Nanolytics GmbH, der die beste Ultrazentrifuge vorstellen will, sieht die Vielzahl an Kindereinrichtungen als großen Standortvorteil für die Region an. Mitarbeiter würden sich für Potsdam-Golm anstatt für Unternehmen in Düsseldorf oder andere deutsche Großstädte entscheiden. Er selbst wohnt in Werder und radelt jeden Tag über die Eisenbahnbrücke nach Golm, seit anderthalb Jahren ist er Mieter im Innovationszentrum der Stadt und des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Zu den Kunden gehören die Großen der Pharmabranche – Namen wie Bayer, Novartis und Schering werden Jakobs genannt.

Inzwischen ist das Go:In gut gefüllt. Bis zum Ende des Jahres könnten 73 Prozent der Flächen vermietet sein, sagte Geschäftsführer Steffen Schramm. Erste Mieter müsste bereits expandieren. So die Firma Glucometrix, für die ab kommendem Monat 18 Mitarbeitern in Golm arbeiten. Insulin ist ihr Geschäft, eine Chemiefabrik der Plan. Zwei Tonnen Insulin sollen darin hergestellt werden, bis 2011 soll die Fabrik stehen – allerdings nur, wenn die Zukunftsagentur des Landes die Förderanträge bewilligt. Geschäftsführer Peter Paul Schikora nannte einerseits die Förderpolitik, andererseits aber das Interesse von Politik und Wirtschaft an seiner Arbeit als Gründe für die Ansiedlung in Potsdam. Einzig die Berge vermisse er hier, allerdings würden diese in Bayern auch bei manchem die Sicht einschränken. Und gerade bei der Entwicklung neuer Ideen und Produkte sei Weitsicht nötig. Wie für die eine Insulintablette, die kürzlich zum Patent angemeldet worden ist und die in Potsdam weiterentwickelt werden soll. Damit sich die mehr als acht Millionen Diabetes-Patienten nicht permanent spritzen müssen, so Schikora, der studierter Politikwissenschaftler ist.

Auf dem Weg zu einer eigenen Firma und einem neuen Produkt werden drei junge Wissenschaftler der Uni Potsdam begleitet. Ein Team des Inkubators, der Golmer Brutstätte für Unternehmen, begleitet das Team der Arbeitsgruppe Physikalische Chemie der Uni Potsdam auf dem Weg zu einem mobilen Ionenmobilitätsspektrometer. Damit könnten beispielsweise Schimmelpilze in Lebensmitteln oder Sprengstoff in kleinsten Mengen sofort nachgewiesen werden. Dafür soll in den nächsten Monaten ein Innovationslabor für Lasersensorik im Go:In aufgebaut werden. Es wäre das 18. Unternehmen in dem Innovationszentrum, in dem bereits mehr als 80 Menschen arbeiten. Es ist als Haus für die Phasen der Unternehmensgründung konzipiert, betonte Geschäftsführer Steffen Schramm. Eine Art Startblock. Damit die Unternehmen langfristig in Golm bleiben müsse dafür gesorgt werden, „dass auch ausreichend Wachstums- und Ansiedlungsflächen zur Verfügung stehen“. Bereits jetzt wird eine Erweiterung des Wissenschaftsparkes geplant, allerdings würde dann über heutiges Landschaftsschutzgebiet gebaut. Mit dieser Diskussion müsse jetzt begonnen werden, um nicht in einiger Zeit vor dem Problem des Flächenmangels zu stehen, sagte Wirtschaftsförderer Frerichs.

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