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Chance im Blick. Mit dem Projekt „Drehmoment“ möchten junge Potsdamer den Einstieg in das Arbeitsleben schaffen. Die 24-jährige Franziska Kayser möchte einen Beruf lernen und damit auch ihrer zweieinhalbjährigen Tochter Lydia ein Vorbild sein.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Starthilfe in den Beruf

Das Projekt „Drehmoment“ will den passenden Beruf an den Lehrling bringen

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Einen Beruf hat Franziska Kayser mit 24 Jahren noch nicht. Das möchte die Potsdamerin gern ändern - auch, um ihrer zweijährigen Tochter Lydia in Zukunft mehr bieten zu können. Dabei helfen soll ihr das Projekt „Drehmoment“. Zehn junge Erwachsene, die bisher noch keine Ausbildung abschließen konnten, sollen den Weg in den richtigen Beruf finden. Das Projekt wird mit 21 000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert.

„Am liebsten würde ich mit Kindern arbeiten oder im Altenheim. Auf jeden Fall etwas mit Menschen“, erzählt Franziska Kayser. Nach ihrem Schulabschluss lief einiges schief: In der Ausbildung zur Verkäuferin wurde sie gemobbt, fiel durch die Prüfung. Nachdem sie dann Mutter geworden war, bekam sie oft keine Antwort mehr auf Bewerbungen. „Da verzweifelt man irgendwann.“ Projektträgerin Ricarda Fuchs sucht nun zusammen mit Potsdamer Unternehmen Praktikumsplätze und Lehrstellen. Außerdem untersucht die Lebens- und Konfliktberaterin gemeinsam mit den Jugendlichen deren Stärken und Schwächen.

Dabei sieht es für Lehrstellensuchende derzeit gut aus. Inzwischen gibt es mehr freie Lehrstellen als Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen. Zuletzt standen im Gebiet der Potsdamer Arbeitsagentur 1457 freien Ausbildungsplätzen nur noch 1074 nicht vermittelte Bewerber gegenüber. Vor Jahren war es noch umgekehrt und viele junge Leute mussten nach dem Schulabschluss in den alten Bundesländern auf Lehrstellensuche gehen.

Trotz der besseren Lage auf dem Lehrstellenmarkt wählt nicht jeder auf Anhieb den richtigen Weg in den Beruf. So wie Matthias Bernardy. Er musste eine Maurerlehre aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. In der Ausbildung zum Koch hielt er es dann nicht aus, seine Kinder wegen der langen Arbeitszeiten kaum zu sehen. Nun hofft er, durch das Projekt eine neue Chance zu bekommen. „Viel später kann ich dann keinen Beruf mehr lernen“, sagt der 24-jährige Potsdamer.

Warum es für ihn und andere bisher noch nicht geklappt hat, kann verschiedene Gründe haben, erklärt Ricarda Fuchs. „Viele haben einfach falsche Vorstellungen von ihrem Berufswunsch und kommen in der Ausbildung nicht klar“, erklärt Ricarda Fuchs. „Es kommt auch vor, dass bestimmte Berufe, für die derjenige eigentlich Talent hätte, von vornherein ausgeklammert werden, weil man den eigenen Schulabschluss für zu schlecht hält.“ Dazu kommen oft private Probleme mit Eltern, dem Partner oder der Gesundheit. „Wenn sie dann noch selbst Eltern werden, wird die Suche immer schwieriger.“ Um ihren zehn Schützlingen helfen zu können, will sie intensiv mit ihnen sprechen. „Bevor wir etwas anderes anfangen, müssen wir herausfinden, wo bisher die Probleme lagen. Wenn wir etwas finden, woran derjenige Spaß hat, wird er damit auch beruflich vorankommen.“ Hilfe bekommt sie dabei von Firmen, die Praktikumsplätze anbieten.

Mit dabei ist Andreas Ehrl: „Ich möchte gern jungen Menschen eine Chance geben, die es bisher nicht so einfach hatten“, sagt der Unternehmer, der mehrere Autohäuser besitzt. Nicht jeder wisse mit 17 oder 18 Jahren genau, was für einen Beruf er ausüben will. „Man kann auch später noch entdecken, welcher Job Spaß macht.“ Ganz uneigennützig ist das Engagement der Firmen nicht, denn auch sie suchen Nachwuchskräfte. Lehrstellen bleiben unbesetzt oder Jugendliche verlassen nach der Ausbildung die Unternehmen. Es bringe einer Firma nicht viel, wenn sie Bewerber mit einem guten Abitur einstellt, die dann den Job nicht machen wollen und nach dem Abschluss lieber studieren, erklärte Ehrl.

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