Landeshauptstadt: Startrampe zur Ausbildung
„DrehMoment“ half sechs Monate lang jungen Potsdamern bei der Jobsuche
Stand:
Bornstedter Feld - Sie haben sich viel zu erzählen: Die Jugendlichen, die am Samstag nach einer sportlichen Rallye durch den Volkspark Potsdam gemütlich in der Nomaden-Jurte zusammensaßen, können auf sechs bewegte Monate zurückblicken. Es ist der vorläufige Abschluss des vom Europäischen Sozialfonds finanzierten Projektes „DrehMoment“, in dessen Rahmen zehn jugendliche Potsdamer einen Neuanfang gemacht haben, nachdem sie zuvor monatelang keine Arbeit gefunden und auch schon die eine oder andere erfolglose Maßnahme des Jobcenters absolviert hatten: Knackpunkt war oft das schlechte Zeugnis, bei einigen auch frühere Straffälligkeit.
Die meisten der jungen Erwachsenen sind zwar praktisch begabt und hätten auch das Zeug zu einem Job, haben aber viele Enttäuschungen hinter sich – so wie Marco: „Ich hatte bei einem Autohaus eine Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation angefangen, musste aber die ganze Zeit nur im Lager arbeiten, was gar nicht zu meinem Berufsfeld gehört“, erzählt der 23-Jährige. Doch obwohl er sich wiederholt bei der Arbeitsvermittlung beschwert habe, hätte diese nicht reagiert: „Das hat mich ziemlich angekotzt.“ Frustriert und ohne Chance bei der Zwischenprüfung kündigte Marco und hing mehrere Monate in der Luft. Schließlich bot ihm das Jobcenter an, am Projekt „DrehMoment“ teilzunehmen. Trotz anfänglicher Skepsis überraschte ihn sehr bald das persönliche Engagement, das Projektkoordinatorin Ricarda Fuchs an den Tag legte: „Wir sind selbst auf Unternehmen zugegangen, die gerade Praktikanten und Lehrlinge gesucht haben und haben ihnen die Situation geschildert“, sagt Fuchs. Zuvor hatten Fuchs und ihre Mitarbeiter viele Einzelgespräche mit den Jugendlichen geführt, zum einen, um ihr Vertrauen zu gewinnen, und zum anderen, um ein Bild ihrer persönlichen Stärken und Schwächen zu bekommen. Bei seinen bisherigen Erfahrungen hatte Marco noch nicht erlebt, dass sich jemand wie Ricarda Fuchs so für ihn einsetzt: „Ich dachte: Sie kennt mich nicht, aber sie tut’s trotzdem. Hier bist du nicht nur eine Zahl, wie bei irgendeinem Amt, du bist eine Person.“
Doch dies war nur die eine Seite, denn die Initiatoren des Projekts waren sich im Klaren, dass noch mehr dazugehörte, um die Jugendlichen ins Berufsleben zu führen. „Es war vor allem wichtig, ihr Durchhaltevermögen zu stärken“, so Fuchs, „da ihre Toleranzschwelle nach so vielen Misserfolgen viel niedriger lag.“ Parallel zur Suche nach einer neuen Tätigkeit absolvierten die zehn Teilnehmer daher auch Workshops und Erlebnis-Rallyes, bei denen Teamarbeit gefragt war: An Kletterwänden und auf Hochseilgärten galt es, sich gegenseitig anzufeuern und zu helfen. Aktionen wie diese stärkten nicht nur das Selbstbewusstsein der Jugendlichen, sondern helfen ihnen auch, sich über die eigenen Berufswünsche klarer zu werden. Und nebenbei sind auch viele Freundschaften entstanden: „Wir sind mittlerweile ein wirklich gutes Team, jeder hilft sich gegenseitig“, meint Marco.
Das Projekt hat den jungen Potsdamern nicht nur persönlich etwas gebracht, sondern auch beruflich: Drei der zehn haben einen Lehrvertrag, einige andere haben ebenfalls Praktika oder Aussicht auf eine Lehrstelle. Das gilt auch für Marco: Er macht jetzt eine – richtige – Ausbildung als Facharbeiter bei BMW.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: