Landeshauptstadt: Stasi gestürmt
Heute vor 20 Jahren wurde Stasi-Zentrale besetzt
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Die Besetzung und Kontrolle aller Ein- und Ausgänge an der Hegelallee hat gegen 11.30 Uhr begonnen. Eine Stunde später standen 30 Potsdamer auf dem Gelände der Staatssicherheit, um sich einen ersten Überblick über den Komplex zu verschaffen. Heute vor 20 Jahren, in den Vormittagsstunden des 5. Dezember 1989, hat das Neue Forum die Zentrale der Stasi in Potsdam besetzt. Die Potsdamer waren nicht die ersten im Land, die dem Aufruf des Forums gefolgt sind, um die Aktenvernichtung zu verhindern. Sie waren jedoch schnell und organisiert: Ein Gespräch mit Oberbürgermeister Bille, danach die Kontrolle und Verhandlungen mit MfS-Chef Schickardt und Oberstleutnant Griebsch von der Volkspolizei und die Übernahme der Kontrolle.
Anlässlich des 20. Jahrestages kommen am heutigen Samstag damalige Akteure aus dem Land Brandenburg in der Landeshauptstadt – am Ort des früheren Stasi-Untersuchungsgefängnisses „Lindenstraße 54“ – zusammen. Das Thema der anschließenden Diskussion könnte aktueller nicht sein: „Wie gehen wir mit dem Stasi-Erbe nach 20 Jahren um?“ Dazu wird auch Helmut Müller-Enbergs, früherer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 im Landtag, erwartet. Dass die aktuelle Debatte im Landtag und der Start der rot-roten Landesregierung die Organisatoren bei der Veranstaltung einholen wird, davon ist Manfred Kruczek vom Verein Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg überzeugt. Er erklärte, es sei „positiv, dass die Aufarbeitung jetzt nachgeholt wird, die jahrelang verdrängt worden ist“. Im Dezember 1989 seien Grundlagen demokratischer Strukturen gelegt worden: In Potsdam haben die Mitglieder des Bürgerkomitees entschieden, was mit den Akten in den Kellern des Geheimdienstes geschieht. Aufbewahren, hieß das Urteil des Komitees, in dem neben Kruczek auch Detlef Kaminski, Ute Samtleben und Gisela Rüdiger aktiv waren. Insgesamt 27 ständige Mitglieder hatte das Komitee. Es ging aber auch anders. In einer Stadt wurde die Entscheidung getroffen, die Akten zu vernichten. Schwerin – auch das soll am heutigen Tag Thema sein. jab
Beginn der Veranstaltung ist um 16 Uhr in der Lindenstraße 54. Die Podiumsdiskussion beginnt um 19 Uhr.
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