Landeshauptstadt: Statussymbol für die Stulle
Trüffelabend im Nauener Tor
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Trüffelabend im Nauener Tor In Italien sind sie essbare Statussymbole. Wer als Gastronom etwas auf sich hält, kauft Trüffel in Riesengröße. Doch so ein schwarzer Erdpilz, ein halbes Kilo schwer, kann schon einmal 10 000 bis 12 000 Euro kosten. „Und dabei ist die Qualität nicht besser als die der kleineren Trüffel“, sagt Leandro Puglielli, Trüffelexperte aus dem italienischen Trevi. Er ist an diesem Montag der Stargast beim Treffen des Italien-Clubs „La Piazza“ im Nauener Tor. Allerdings muss Leandro Puglielli das Dutzend Potsdamer Gäste an diesem Abend allein informieren – sein Chef in der Trüffelfirma „Elle Esse“, Carlo Caporicci, musste leider kurzfristig absagen. Damit kommt auch der vierbeinige Trüffelexperte nicht zum Zuge. Denn eigentlich wollten „La Piazza“-Gründerin Marion Laßmann und der Initiator des Trüffel-Abends, „Arco“-Chef Mario Giordano, die Suche nach dem kostbaren Pilz ganz praktisch demonstrieren. Auf dem Grünstreifen der Hegelallee sollten die knolligen Fruchtkörper versteckt und vom Trüffelhund erschnüffelt werden – dafür gab es sogar eine Erlaubnis von der Stadtverwaltung. „Aber das holen wir auf jeden Fall nach“, verspricht Marion Laßmann. Langweilig ist der „La Piazza“-Abend dennoch nicht. So erfahren die Italien-Liebhaber von Leandro Puglielli, dass es ziemlich einfach ist, Trüffelsucher zu werden. „Das ist meist eine Familientradition.“ Bei der ohne Hund gar nichts geht. „Wenn der Hund gefunden ist, ist das Wichtigste schon geschafft.“ Das oftmals beschriebene Trüffelschwein kommt lange nicht mehr zum Einsatz – aus einem logischen Grund: Schweine lassen sich nicht gut abrichten, sie fressen die Trüffel nach dem Finden gern sofort auf. Die Trüffelsucher haben auf Italienisch sogar einen eigenen Namen. „Cavatori“ nennt man sie. Auf die Suche gehen dürfen sie aber nur außerhalb der gesetzlich festgelegten Schonzeiten für die Edel-Pilze. „Ansonsten müssen sie bis zu 2000 Euro Strafe zahlen“, sagt Leandro Puglielli. Gesucht werden darf ab September bis März, erst Wintertrüffel, dann Sommertrüffel. Die „Cavatori“ machten sich oft am Wochenende oder in ihrer Freizeit auf den Weg in den Wald, wo die Erdpilze am liebsten unter Linden, Eichen, Pappeln oder Kastanien wachsen. Wie viel Trüffeln pro Jahr gefunden werden, ist unbekannt – und ein Geheimnis. Schließlich richtet sich der Trüffelpreis vor allem nach der „Seltenheit“ der Pilze und wird jede Woche aufs Neue festgelegt. Bis zu 1000 Euro könne der Kilopreis innerhalb von sieben Tagen differenzieren, so Leandro Puglielli. Das liege aber auch daran, dass es bisher nicht gelungen sei, Trüffel zu züchten – sie vermehren sich über ihre Sporen, daher auch die Schonzeiten. Dass Trüffel ihren Preis wert sind, kann Leandro Puglielli den Potsdamern schnell beweisen: Es wird warmes italienisches Weißbrot mit Olivenöl und geraspeltem schwarzen Trüffel serviert. Zweihundert Gramm Trüffelbutter mit fünf Prozent Trüffelgehalt sind sogar für verhältnismäßig preiswerte 20 Euro zu haben. Ein Statussymbol zum Auf-die-Stulle-schmieren. SCH
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