Landeshauptstadt: Stege statt Wege
Berlin baut einen am Halensee, Leer hat einen am Hafen – doch Potsdam ist ein Ufer-Steg bisher zu teuer
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Babelsberg - Streit um Spazierwege am Wasser gibt es nicht nur in Potsdam: Auch Konstanz am Bodensee und das ostfriesischen Städtchen Leer rangen in der Vergangenheit mit Privateigentümern um den öffentlichen Zugang zum Wasser. Leer entschied sich dabei für die Variante Steg statt Weg. Bereits in den 1970er Jahren wurde nach Angaben der Stadtverwaltung die hölzerne Wilhelm-Klopp-Promenade errichtet. Sie führt Spaziergänger auf 430 Metern Länge am „Freizeithafen“ entlang. Juristische Auseinandersetzungen gab es beim Bau der Anlage offenbar nicht: Die Stadt habe das Gelände vorher gekauft, erklärte Sprecherin Grit Fokken. Die Potsdamer Bürgerinitiative „Griebnitzsee für alle“, die sich für einen öffentlichen Uferweg einsetzt, verweist dennoch gern auf das ostfriesische Beispiel – denn Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist auch ein Ostfriese, er stammt aus dem 50 Kilometer von Leer entfernten Eilsum.
Bessere Vorbilder in Sachen Uferwege geben aber Berlin und Konstanz ab. Erst vor wenigen Tagen hatte das Berliner Verwaltungsgericht einen vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geplanten 50 Meter langen Steg am Ufer des Halensees für rechtens erklärt. Der rund 250 000 Euro teure Steg soll ein Teilstück des Uferwanderwegs ersetzen. Zuvor hatte ein Anrainer es abgelehnt, den Weg über sein Grundstück zu führen. Der Bezirk hatte ihm einen Flächentausch angeboten. Nun machte der Anrainer geltend, der Steg benachteilige ihn – sein Anwalt plädierte vor Gericht für eine Enteignung und die zugehörige Entschädigung. Das Verwaltungsgericht jedoch sah keine „erheblichen Nachteile“ durch den Steg. Zuvor hatte sich das Bezirksamt bereits rigoros gezeigt, indem es entlang der „Grünanlage“ Halensee einen Zaun zwischen Privatgrundstücken und Wasser gezogen hatte. Jetzt soll der Steg gebaut werden.
In Konstanz am Bodensee betrieb die Stadtverwaltung in den 1970er und 1980er Jahren erheblichen Aufwand, um den Weg an der Konstanzer Bucht komplett öffentlich zu machen: Statt Enteignungen anzustreben, ließ Konstanz auf fünf Kilometern Länge vor den Privatgrundstücken im Wasser Erde aufschütten. Verwaltungsrichter erklärten das Vorgehen 1975 in letzter Instanz für legitim. Der Uferausbau greife nicht in das Eigentum ein und sei auch „kein enteignungsähnlicher Eingriff“, urteilten die Richter.
Brandenburgs Landeshauptstadt hat für das Griebnitzsee-Ufer die Variante „Steg statt Weg“ bereits geprüft. Bisher sei der Bau eines schwimmenden Ponton- Stegs als zu teuer verworfen worden, sagte Sprecher Stefan Schulz. Die Bürgerinitiative „Griebnitzsee für alle“ will die Pläne jedoch forcieren. Natürlich seien ein regulärer Uferweg und der Kauf der 32 000 Quadratmeter Bundesflächen am See das erste Ziel, sagte der Vorsitzende Walter Raffauf. Trotzdem denke die Bürgerinitiative über einen Pontonsteg nach.
Prominentes Beispiel dafür ist Hamburg: In der dortigen HafenCity führt ein 500 Meter langer Ponton-Fußweg quer durch den Traditionsschiffhafen am Sandtorkai. Technisch sei der Bau von Ponton-Wegen kein Problem, sagte Alexander Schwertner, Sprecher der „Harbor Port Authority“ Hamburg. Es müsse nur eine wasserrechtliche Genehmigung vorliegen. Die Kosten seien allerdings erheblich: Ein großer Ponton aus Stahl, gebaut in einer Werft, koste rund eine Million Euro. Sabine Schicketanz
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