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Landeshauptstadt: Steinwürfe auf Garnisonkirchen-Schau

Täter schmissen Pflastersteine durch Scheibe des Stadtkirchenpfarramts / Polizei: Verdächtige Jugendliche

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Innenstadt - Zwei Pflastersteine sind am Dienstagabend durch das Schaufenster in das Stadtkirchenpfarramt an der Breiten Straße geworfen worden. In den Räumlichkeiten wird derzeit die Ausstellung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gezeigt. Zum Zeitpunkt des Angriffs gegen 21 Uhr habe die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. mit etwa 25 Teilnehmern dort getagt, sagte gestern Michael Kreutzer vom Stadtkirchenpfarramt. Plötzlich habe es „gerumst wie bei einer Explosion“. Er selbst sei nach vorn zum Fenster gerannt, habe aber auf der Straße niemanden mehr gesehen. Zurückgeblieben sind zwei rund 13 Zentimeter große Löcher in der Schaufensterscheibe sowie Glassplitter. Verletzt wurde niemand – allein ein Flachbildschirm wurde nach Polizeiangaben beschädigt.

Zu den möglichen Tätern wollte Kreutzer nicht spekulieren. Es sei dem Stadtkirchenpfarramt aber bewusst, „dass es einen harten Kern von Gegnern des Wiederaufbaus der Garnisonkirche gibt, der in keinster Weise gesprächsbereit“ sei. Angriffe wie dieser seien „Motivation, weiter zu machen, denn so geballte Aggression braucht überlegte Antworten“. Dazu gehöre die Einweihung der Versöhnungskapelle am 9. November, so Kreutzer. „Wir wollen Versöhnungsarbeit machen und laden zum friedlichen, zivilisierten Gespräch ein.“ In einer „spontanen Reaktion“ hatte sich Kreutzer noch am Dienstagabend an die Steinewerfer gewandt. Hinter eines der Löcher klebte er ein Papier mit einem Vers aus dem Prophetenbuch Jeremia des Alten Testaments: „Suche der Stadt Bestes () und bete für sie“. Dass drei Jugendliche als Tatverdächtige in Frage kommen, wie die Potsdamer Polizei gestern meldete, wollte Kreutzer nicht bestätigen. Es hätten sich zwar kurz zuvor drei Jugendliche die Ausstellung angeschaut, aber er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass diese zurückkehrten, um Steine zu werfen.

Erst Ende August hatte ein vor dem Garnisonkirchengerüst abgestellter Koffer für einen Bombenalarm gesorgt. Auch an diesem Abend hatte die Fördergesellschaft getagt. In dem Koffer befanden sich lediglich leere Einweckgläser und alte Zeitungen. Die Polizei nahm Ermittlungen „wegen des Verdachts auf Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ auf.

Der Wiederaufbau der 1737 eingeweihten Garnisonkirche soll bis zu 65 Millionen Euro kosten und bis 2017 vollendet sein. Die 1968 gesprengte Kriegsruine soll als Stadtkirche und Internationales Versöhnungszentrum wiedererrichtet werden. Dafür soll eine Stiftung gegründet werden. Der Wiederaufbau der Kirche ist umstritten, besonders weil sich am „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche begegneten. Dies gilt als Symbol für die Vereinigung von preußischem Militarismus und Naziideologie.

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