Landeshauptstadt: Sterben wie zu Hause
Potsdamer Hospiz entsteht auf Hermannswerder: Prominente Unterstützer
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Das letzte Zuhause für sterbende Menschen in Potsdam entsteht auf Hermannswerder. Noch in diesem Jahr solle mit dem Hospiz-Neubau begonnen werden, kündigte Frank Hohn, Vorstandsvorsitzender der Hoffbauer-Stiftung, gestern in einem Pressegespräch an. Die Stiftung bildet gemeinsam mit dem Evangelischen Diakonissenhaus Berlin-Teltow- Lehnin die gemeinnützige Gesellschaft Evangelische Hospiz Potsdam gGmbH, künftiger Träger der Einrichtung. Kooperationspartner sind das Klinikum „Ernst von Bergmann“ und das St. Josefs-Krankenhaus.
Die Neubau-Idee ist neu. Ursprünglich sollte das Hospiz, wie berichtet, in eine Villa in der Geschwister-Scholl-Straße ziehen. Ein neues Haus könne besser auf das Sterbebegleitungskonzept zugeschnitten werden, begründete der Vorsteher des Diakonissenhauses, Pastor Johannes Feldmann, die Entscheidung. Außerdem biete Hermannswerder – Hoffbauer-Stiftungssitz – ein gutes, seelsorgerisches Umfeld. Das Hospiz mit acht Gästebetten werde „etwas mehr als eine Million Euro“ kosten, die aber von einem Investor aufgebracht würden, sagte Hohn. Mit der Eröffnung rechnen die Gesellschafter Ende 2010. „Hospizarbeit ist keine Arbeit, die ausfinanziert ist“, erklärte Feldmann, der jahrelange Erfahrung aus dem Luise-Henriette-Stift in Lehnin in das Potsdam-Projekt einbringt. Darum werde die Trägergesellschaft auch für den täglichen Betrieb auf Spendengelder angewiesen sein. Um Unterstützer müssten sie sich allerdings keine Sorgen machen, so Hohn. Das zeigten die 5000 Unterschriften, die die Stadtverwaltung und die Hoffbauer-Stiftung zum Nachdruck ihrer Forderung nach einem stationären Hospiz für Potsdam im vergangenen Jahr gesammelt hatten. „Die Idee wird von vielen mitgetragen“, sagte die Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Aber auch viele prominente Potsdamer hätten sich bereits gemeldet: Verlegerin Friede Springer, Modeschöpfer Wolfgang Joop, die Regisseure Andreas Dresen und Volker Schlöndorff, der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Hans-Peter von Kirchbach, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe und die Unternehmerin Karin Genrich.
Dass Potsdam „endlich“ ein Hospiz bekomme, sei das Ergebnis jahrelangen Ringens, sagte die Beigeordnete. Noch vor einem Jahr weigerten sich Brandenburgs Gesundheitsministerium und auch die Pflegekassen, der Landeshauptstadt Hospizplätze zuzuweisen, mit der Begründung, das Land Brandenburg sei mit den bestehenden sieben Einrichtungen hinreichend ausgestattet. Erst die Bereitschaft des Diakonissenhauses, vier Plätze aus Lehnin nach Potsdam zu verlagern, habe das Projekt ins Rollen gebracht, so Müller. Mit dem Hospiz werde die letzte Lücke im ansonsten gut aufgestellten palliativen Versorgungsnetz geschlossen, sagte sie. Ziel sei immer das Sterben zu Hause möglich zu machen. Gelinge dies nicht, solle es wenigstens wie ein Zuhause sein, sagte Heike Borchardt vom ambulanten Hospizdienst, der im vergangenen Jahr 140 Menschen auf dem letzten Lebensweg begleitete. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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