Landeshauptstadt: Sternenstaub und Zahnpasta
Mehr als 750 Gäste kamen zur Eröffnung der Wissenschaftsetage im sanierten Gebäude der Bibliothek am Platz der Einheit. Mit dem zwei Millionen Euro teuren vierten Stock ist das „Bildungsforum“ komplett
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Innenstadt - Mit der Wissenschaftsetage im Potsdamer Bildungsforum am Platz der Einheit haben die Wissenschaftler der Region seit dem Wochenende einen gemeinsamen Ort, an dem sie ihre Forschungsarbeiten einem breiten Publikum präsentieren können. Die Einrichtung im vierten Stockwerk des Gebäudes wurde am Samstag von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) feierlich eröffnet. Damit hat nach der Stadt- und Landesbibliothek sowie der Volkshochschule der letzte große Nutzer seine Arbeit im neuen Bildungsforum am Platz der Einheit aufgenommen.
Viele Potsdamer nutzten am Samstag gleich die erste Gelegenheit, sich über die neue Schau der Wissenschaft mitten im Herzen der Landeshauptstadt informieren zu können. Die Veranstalter zählten am Eröffnungstag mehr als 750 Besucher. „Ein lang gehegter Traum“ sei in Erfüllung gegangen, sagte Jakobs. Kernstück des neuen Bildungsangebotes ist das sogenannte Forschungsfenster. Auf 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche geben hier Wissenschaftler der Region Einblick in ihre Arbeiten. Sieben große Würfel mit einer Kantenlänge von zwei bis drei Metern haben die Ausstellungsmacher in der vierten Etage des Bildungsforums aufgebaut. Auf den Seiten dieser Würfel können die Besucher ab sofort Wissenschaft pur erleben.
Die Schau ist populärwissenschaftlich angelegt. Wer schon immer wissen wollte, wie menschliche Knochen aufgebaut sind, kommt hier genauso auf seine Kosten wie die Fans der unendlichen Weiten des Universums. Eine große Themenvielfalt von Astronomie über Sprachforschung bis zur Analyse von Baumringen erwartet die Besucher. Selbst dem kurios anmutenden möglichen Zusammenhang zwischen Zahnpasta und der Explosion von Sternen geht die Ausstellung nach.
Es ist Wissenschaft zum Anfassen, die in der neuen Etage geboten wird. Allerdings funktionierten manche der aufgebauten Touchscreens zur Eröffnung am Samstag noch nicht. Die Bildschirme blieben dunkel. Man wolle dieses Manko in den nächsten Tagen jedoch beseitigen, hieß es von den Veranstaltern. Auch die teilweise recht störende Blendwirkung von Tageslicht auf die Bildschirme werde man noch in den Griff bekommen, sagte Susanne Mildner vom Trägerverein ProWissen, in dem mehr als 40 wissenschaftliche Institute und Hochschulen der Region vereint sind. Nach Angaben von Mildner hat der Ausbau der Wissenschaftsetage rund zwei Millionen Euro gekostet. 60 Prozent davon habe das Land Brandenburg finanziert, der übrige Teil sei von der Stadt Potsdam aufgebracht worden. Die Finanzierung der Etage, die von der Universität Potsdam angemietet wurde, sei zunächst für zehn Jahre gesichert. Mildner zufolge schlug die Erarbeitung der eigentlichen Ausstellung im Forschungsfenster mit 200 000 Euro zu Buche. Neben dem Forschungsfenster sind auf der Wissenschaftsetage auch weitere Bildungseinrichtungen, wie die Potsdam Graduate School und das Forschernetzwerk Pearls untergebracht.
Simone Leinkauf von der Geschäftsleitung des Vereins ProWissen freute sich am Eröffnungstag über das rege Interesse. Besucherin Barbara Matthiesen aus Bergholz-Rehbrücke zum Beispiel fühlte sich am Samstag an die Lange Nacht der Wissenschaften erinnert. „Ich finde, es gibt einen guten Überblick über die Wissenschaftslandschaft in Potsdam“, sagte sie über das Forschungsfenster. Eine andere Besucherin bedauerte hingegen, dass noch nicht alle Bildschirme in Betrieb waren. Henrik Hagedorn, Design-Student an der Fachhochschule Potsdam, hofft, dass mit dem neuen Bildungsangebot wissenschaftliche Themen „in die Breite der Gesellschaft“ getragen werden können. Zudem freue er sich über die vielen Kinder, die am Eröffnungstag die neue Bildungsetage eroberten. Mit Puppentheater im Nachbarraum gab es für die Kleinen am Samstag noch einen zusätzlichen Grund, umgeben von geballtem Forschergeist zu verweilen. Holger Catenhusen
Die Wissenschaftsetage hat wochentags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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