Landeshauptstadt: Stiftung begründet Pflege Dorgerloh kritisiert Eingriff in fachliches Verfahren
Babelsberg - „Überrascht“ von der Aktion der Fraktion „Die Andere“ gegen die beabsichtigten Pflegearbeiten im Park Babelsberg ist Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
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Babelsberg - „Überrascht“ von der Aktion der Fraktion „Die Andere“ gegen die beabsichtigten Pflegearbeiten im Park Babelsberg ist Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die Stiftung erläuterte gestern vor der Presse das Vorhaben zum Herstellen der Sichtbeziehung vom Fontänenplateau zur Siegessäule. Die Andere will durch einen Beschluss erreichen, „bei der Bearbeitung des Antrages der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung ... die Belange des Naturschutzes hinreichend zu berücksichtigen.“ Sie fordert eine Übersicht über die Folgen für den Baumbestand und die bedrohten Tier- und Pflanzenarten, will bei der Herstellung von Sichtbeziehungen intakte Bäume erhalten und für Fällungen konkrete Ausgleichsmaßnahmen im Park benannt wissen. „Überrascht“ zeigt sich Dorgerloh deshalb, weil die Stiftung das Freischlagen der Sichtbeziehung ordentlich beantragt, dabei den Fachbeirat zu Rate gezogen und natürlich auch die notwendigen Beteiligungsverfahren durchlaufen hat. „Es gibt keinerlei Signale, dass wir gegen geltendes Recht handeln“ , sagt der Generaldirektor und er stelle sich die Frage, ob die Stadtverordnetenversammlung auf einen fachlichen Entscheidungsprozess, vergleichbar mit dem Erteilen einer Baugenehmigung, überhaupt Einfluss nehmen könne. „Wenn wir ein Gartendenkmal erhalten wollen, müssen wir regelmäßig eingreifen“. Der Chef der Gärten, Prof. Michael Seiler, verweist auf den Status des Parkes Babelsberg als Welterbe und Gartendenkmal, das für den Naturschutz interessanter sei als die umliegenden Wälder. Es sei mit der Stadt und dem eigens gegründeten Beirat vereinbart, größere Vorhaben zur Pflege gemeinsam vorzubereiten. Auch künftig würde die Gartendirektion der Stadt ihre Vorhaben im Zweijahresrhythmus bekannt geben. Im Übrigen handele es sich gemessen am Gesamtbestand um „minimale Eingriffe.“ Ursprünglich sollten zwei Sichtachsen wieder entstehen, doch die Stiftung beschränkt sich erst einmal auf eine. Die Arbeiten dafür sollen schon im Herbst beginnen. Gartenhistorikerin Katrin Schröder erläutert das Vorgehen der Gartendenkmalpfleger, bevor ein Antrag gestellt oder gar umgesetzt wird. Sie zeigt auf eine Karte, auf welcher jeder einzelne Baum mit einem kleinen Kreis eingezeichnet ist, besonders landschaftsprägende Solitäre sind an einem dicken Punkt im Kreis erkennbar. Zur Vorarbeit gehöre die „gartendenkmalpflegerische Einzelbaumanalyse“, erläutert Schröder. Ein weiteres Verfahren sei die „Planüberlagerung“. Das heißt, die Fachleute ziehen historische Zustandspläne wie der Meyer-Plan und der Hoppe-Plan zu Rate. Weiter werde die Biotopkartierung des Landesumweltamtes eingesehen und gebührend berücksichtigt. Es stehe außer Frage, dass sich im Park Babelsberg ein ungewöhnlich großer Artenreichtum befinde. Karl Eisbein, für den Park gärtnerisch-fachlich zuständig, erwähnt das große Vorkommen des Mittelspechtes, das in Deutschland wohl einmalig sei. Gartendirektor Seiler ergänzt dazu, dass solche Vorkommen aber Anzeiger dafür seien, dass der Park bereits seine natürliche Altersgrenze erreicht habe. Der Parkrevierleiter erwähnt, dass aus Gründen des Tierschutzes jeder Baum genau besichtigt werde, ehe Pflegearbeiten oder Fällungen stattfinden. Das „Auf-Stock-Setzen“, das heißt das radikale Zurückschneiden von Gehölzen, sei eine seit Jahrhunderten übliche Methode. Eisbein verweist auf das Jahr 1806, als alle Eichen, aus deren Rinde damals Gerberlohe gewonnen wurde, auf dem Babelsberg der Säge zum Opfer fielen. Die Stubben trieben wieder aus und die daraus gewachsenen Eichen gehören heute zu den ältesten im Park. Auf die Arbeiten in diesem Herbst folgen in den nächsten Jahren weiterer Erhaltungsmaßnahmen, wozu die Pflege vorhandener Sichtbeziehungen gehört. Auf diese Weise werde laut Schröder die „Rückenansicht des Schlosses Babelsberg“ wieder erlebbar. Vom Aussichtspunkt Friedrich-Wilhelm-Höhe solle die Sicht in Richtung Heiliggeistkirche wieder möglich sein. G.S.
G.S.
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