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Landeshauptstadt: „Stiftung ist unbelehrbar“

Babelsberger Park: Kritik an Baumfällungen

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Babelsberger Park: Kritik an Baumfällungen Der Naturschutz im Park Babelsberg wird die Stadtverordnetenversammlung beschäftigen. Die Fraktion Die Andere will einen Beschluss herbeiführen, um den Baumbestand im Park zu schützen. Anlass ist ein Antrag zur Genehmigung von Fäll- und Pflegearbeiten, welchen die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg eingereicht hat. Die im kommenden Winter vorgesehenen gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen sehen vor, die Sicht vom Fontänenplateau zur Siegessäule „freizustellen“ . Dazu beantragt die Stiftung bei der Unteren Naturschutzbehörde, eine Reihe von Bäumen zu fällen, zu beschneiden und „auf Stock zu setzen“, also radikal zurückzuschneiden. Norbert Wilke, Geschäftsführer der Grünen Liga Brandenburg e.V.: „Wir lehnen es ab, den Park, der jetzt nach 150 Jahren seinen Endzustand erreicht hat, wieder auf den Urzustand zurückzuführen.“ Wilke und die Biologin Dörthe Thiel, die sich wissenschaftlich mit Stadtökologie beschäftigt, unterstützten gestern vor der Presse das Anliegen der Anderen-Fraktion. Beide waren Mitglieder des „Beirates Babelsberger Park“, sind jedoch aus diesem beratenden Gremium ausgetreten, „weil wir immer wieder für die Interessen der Stiftung instrumentalisiert wurden“, wie Thiel es ausdrückt. Engagierte Naturschützer wie Norbert Wilke verweisen darauf, dass sich in den naturbelassenen Teilen des Parkes im Laufe von mehr als einem Jahrhundert Biotope mit „hoher naturschutzfachlicher Priorität“ entwickelt haben. Es gebe hier 15 Brutpaare des Mittelspechtes, Fledermausquartiere und Vorkommen seltener Insektenarten. Daher wäre es zunächst erforderlich, die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu erfassen, um anschließend Maßnahmen zu treffen, diesen Bestand zu sichern. „Die Stiftung ist unbelehrbar, seit sechs Jahren treten wir auf der Stelle“, ist Thiel empört. Die Biologin moniert die nach ihrer Meinung wissenschaftlich nicht tragfähige Antragstellung. So führe die Stiftung zur Begründung der aktuellen Vorhaben historische Pläne an, die nie zur Ausführung gelangt sind. Fällungen begründe sie mit „Erhalt und Freistellung der Solitäre (Einzelbäume)“, obwohl sich nach früheren Maßnahmen dieser Art gezeigt habe, dass die Solitäre „zusammengebrochen“ seien, weil ihnen der Standortschutz genommen wurde. Da das Land der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten schon vor Jahren die Sondergenehmigung für Baumfällungen in den Parks entzogen hatte, muss sie die Fällung jedes Baumes im Stadtgebiet bei der Unteren Naturschutzbehörde beantragen. Das betrifft alle Bäume ab einem Stammumfang von dreißig Zentimetern. Nach Meinung des Stadtverordneten Lutz Boede sollte die Genehmigungsbehörde auch mal nein sagen. Der Anderen-Antrag verlangt von der Stiftung zu prüfen, „ob die Herstellung der Sichtbeziehung auch ohne die Fällung intakter Bäume langfristig durch Verhinderung neuen Aufwuchses und Entnahme absterbender Bäume erfolgen kann.“ Außerdem sollten Fällgenehmigungen an die Auflage gebunden werden, ausreichende Ausgleichsmaßnahmen im Bereich des Parkes zeitnah umzusetzen. Ferner müsse der Antragsteller eine Übersicht über die absehbaren Folgen liefern – Folgen für den Baumbestand sowie für die bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Günter Schenke

Günter Schenke

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