Landeshauptstadt: Stiftung übernimmt Verantwortung für Mühle
Neuer Betreibervertrag zur Historischen Mühle regelt strittige Fragen / Mühlenvereinigung als Partner
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Sanssouci - Seit gestern dreht sich die Historische Mühle in Sanssouci in frischem Wind. Die von Geschäftsführer Torsten Rüdinger heraufbeschworene Gefahr der Schließung wegen baulicher Mängel scheint gebannt. Nach zähen Verhandlungen schloss die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) als Eigentümer mit der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg einen Betreibervertrag ab. Die bisherigen Partner Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenkreis Minden-Lübecke e.V. sollen über Kooperationsvereinbarungen weiter eingebunden bleiben.
SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh und der Vorsitzende der Mühlenvereinigung, Hans-Hermann Kröger, versicherten übereinstimmend, dass mit dem neuen Vertrag die strittigen Fragen geklärt sind. Dies betrifft vor allem die bisher eher grob gefasste Regelung, nach der der Stiftung Erhaltung und Reparatur des Außenbaus und dem Betreiber die Verantwortung für die Mühlentechnik übertragen worden war. Als sich im Vorjahr am Außenkrühwerk, das über ein Flügelrad die Mühle in Windrichtung dreht, ein Balken verzogen hatte, rechnete ihn die Stiftung der Technik, der Betreiber aber dem Außenbau zu. Solchen Streit soll es künftig nicht mehr geben. Zwar sei die Stiftung finanziell nicht in der Lage, einen Reparaturfonds für die Mühle einzurichten, erklärte Dorgerloh, doch würden für notwendige Arbeiten Gelder aus den Mitteln für Bauunterhaltung zur Verfügung gestellt.
Mit dem Betreibervertrag wird auch die bisher unzureichende Einbindung in das Marketing der Stiftung verbessert, sagte Dorgerloh zu. Dies betrifft unter anderem die Werbung für die Mühle und ihre Ausstellungen, vereinheitlichte Tickets, Souvenirs und Einbeziehung in gastronomische Angebote. Ebenso werde das Bauwerk im Konzept für das neue, moderne Besucherzentrum, das die Stiftung im Umfeld der Mühle plant, seinen Platz erhalten.
Torsten Rüdinger wie darauf hin, dass der Betreibervertrag die Voraussetzung ist, um vom Brandenburger Kulturministerium Fördergelder zu erhalten. Sie werden den Ausstellungen in den einzelnen Etagen der Mühle zugute kommen. Sie sind schon jetzt durchaus attraktiv, sollen jedoch zur Geschichte des Baudenkmals und zum Thema „Mühlen heute“ weiter qualifiziert werden. Außerdem vervollkommnet Rüdingers Mitarbeiter, der junge Frederic Schüler, ständig die Technik der Mühle, in der seit 2003 auch wieder Korn gemahlen wird, und führt sie den Besuchern vor.
Die Holländermühle ersetzte 1787/91 eine alte Bockwindmühle, die mit der Legende vom „Müller von Sanssouci“ verbunden war. Am Kriegsende 1945 brannte sie nach Beschuss bis auf das steinerne Untergeschoss ab. Die 1983 durch Potsdamer Handwerker begonnenen Bemühungen um den Wiederaufbau wurden nach der deutschen Wiedervereinigung mit Hilfe der Deutschen Mühlengesellschaft zu Ende geführt. Seit 1993 kann die Mühle wieder besichtigt werden. Davon machen jährlich mehr als 60 000 Interessenten Gebrauch. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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