
© A. Klaer
OSZE-Treffen in Potsdam: Stillgelegt
Schon seit Jahren hat Potsdam nicht mehr ein solches Aufgebot an Spitzen-Politikern, internationaler Presse und Sicherheitskräften gesehen. Für die Potsdamer gab es wegen des OSZE-Treffens viele Einschränkungen – doch sie nahmen den Trubel gelassen.
- Peer Straube
- Katharina Wiechers
- Christine Fratzke
- René Garzke
Stand:
Es war vor allem die Stille, die an diesem Tag in Potsdam auffiel. Kaum Autos auf den Straßen, nicht einmal im Feierabendverkehr wurde es annähernd so voll wie sonst. Die Potsdamer waren vorbereitet, wussten von dem hochkarätig besetzten OSZE-Treffen im Dorint-Hotel, von den umfangreichen Sperrungen. Viele hatten das Stadtzentrum offenbar gemieden – oder kamen erst gar nicht hinein. Am Tagungsort an der Pappelallee herrschte hingegen den ganzen Tag geschäftiges Treiben, Pressevertreter aus aller Welt waren angereist, um über dieses wichtige Treffen in stürmischen Zeiten zu berichten. Protokoll eines denkwürdigen Tages:
9.50 Uhr
Bei der Pro Potsdam ist das Akkreditierungszentrum für die Journalisten eingerichtet, in der umgebauten Cafeteria müssen sie sich ihre Tagungsausweise abholen. Schon jetzt gehen hier Pressevertreter aus aller Welt ein und aus. Bei der Pro Potsdam freut man sich über so viel Aufmerksamkeit. Die Arbeit sei trotz der gesperrten Pappelallee nicht beeinträchtigt, alle Mitarbeiter seien von hinten in das Gebäude gekommen. sagt eine Sprecherin.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
11.00 Uhr
Vor dem Dorint-Hotel kommen die ersten Minister an – in schwarzen Limousinen, begleitet von Polizeiwagen und schwarzen Vans. An der Zufahrt Pappelallee hat man einen Bereich für die Journalisten abgesteckt, sie sollen nicht direkt vor dem Eingang des Hotels stehen. Fernsehteams aller großen deutschen Sender sowie zahlreiche Fotografen und Journalisten italienischer, französischer, polnischer oder ukrainischer Medien postieren sich, um die „door steps“ der Außenminister nicht zu verpassen – also die kurzen Statements bei ihrer Ankunft. Nicht alle treten vor die Kameras, viele lassen sich auch direkt vor den Eingang des Hotels bringen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
12.26 Uhr
Neben der Pappelallee, die im Bereich des Dorint-Hotels schon den ganzen morgen gesperrt war, sind nun auch die Straße Am Schragen und die Jägerallee komplett gesperrt. Die Diplomaten kommen jetzt im Minutentakt beim Dorint an, begleitet jeweils von einem Tross Mitarbeiter. Die Sicherheitskräfte vor Ort sind nun sichtlich nervös, auch akkreditierte Journalisten dürfen sich nun nicht mehr frei bewegen – obwohl alle eine Sicherheitskontrolle durchlaufen haben, bei denen ihre Taschen durchleuchtet wurden. An allen Ecken stehen Männer mit schwarzen Anzügen und Knopf im Ohr, die jeden misstrauisch beäugen. Auch in der Innenstadt ist schon überall Polizei zu sehen. Sie kontrollieren Hauseingänge, Mülleimer oder sogar die Tasche an einem abgestellten Fahrrad.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
12.47 Uhr
Endlich kommt Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Richtung der wartenden Journalisten. Als erstes dankt er den Potsdamern „für die Gastfreundschaft in dieser wunderschönen Stadt“, in der „nicht zum ersten Mal die großen Fragen der Weltpolitik erörtert werden“. Kurz erklärt er noch, wie wichtig ein solches Treffen in stürmischen Zeiten wie diesen sei und geht dann ins Hotel, um seine Gäste zu begrüßen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Die Journalisten warten noch, denn einer fehlt noch:
13.40 Uhr
Als letztes trifft der britische Außenminister Boris Johnson ein, seine auffällige Frisur ist trotz abgedunkelter Scheiben zu erkennen. „Das ist er“, raunt die Journalisten-Menge. Er findet es gut, in Potsdam zu sein und betont, dass Großbritannien Teil Europas und der europäischen Politik bleibt – das Wort Brexit fällt freilich nicht.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
13.50 Uhr
Im Sitzungssaal des Dorint-Hotels beginnt die Tagung. Später wird Steinmeier sagen, dass es vor allem um die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen gegangen sei, die seit der Annexion der Krim und dem Konflikt in der Ost-Ukraine bekanntermaßen belastet seien. Im „Media Center“, das das Dorint-Hotel im Souterrain eingerichtet hat, versorgen sich die Journalisten unterdessen mit einem Snack, bearbeiten ihre Fotos oder schreiben Texte. Auch einige Fernsehjournalisten nutzen die Pause und machen einen „Aufsager“ für die Nachrichten. In der Innenstadt ist es unterdessen noch ruhig, Sperrungen gibt es noch keine – aber wie gesagt auch kaum Autos. Taucher der Polizei kontrollieren noch einmal die Havel – und finden nichts.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
16.02 Uhr
Der erste Teil der Tagung ist abgeschlossen, die Minister stellen sich im Hof des Dorint-Hotels für ein Foto auf. Auf den Dächern ringsherum sind die Scharfschützen postiert, ein Anwohner beobachtet das Treiben von seinem Fenster aus. Nach dem „Family Photo“ gibt Steinmeier noch ein kurzes Pressestatement, dann wird die Tagung fortgesetzt. Unterdessen bereitet sich die Polizei auf erste Sperrungen entlang der Route der Minister vor. Zwischenzeitlich wird die Lange Brücke gesperrt – dann aber wieder aufgemacht.
18.23 Uhr
Die Tagung ist beendet – fast eine Stunde später als geplant. Schließlich gab es auch viele Themen: nicht nur der Ukraine-Konflikt, auch die Flüchtlingsproblematik und generelle Fragen der Abrüstung wurden besprochen. Jetzt laufen die Minister zu Fuß durch die Russische Kolonie Alexandrowka, begleitet von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Dass er bis vor wenigen Tagen dort selbst noch gewohnt hat, wird er sicher nicht unerwähnt lassen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
18.33 Uhr
An der Ecke Puschkinallee/Beyerstraße steigen die Diplomaten in zwei historische Straßenbahnen ein, die der Potsdamer Verkehrsbetrieb zur Verfügung gestellt hat. Sie fahren durch die Friedrich-Ebert-Straße, Steinmeier winkt im Vorbeifahren. Die Stadt veröffentlicht auf Twitter das Foto des Tages: Jakobs mit dem krawattenlosen Boris Johnson in der Straßenbahn. Sie scheinen sich gut zu verstehen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
18.45 Uhr
Vor dem Mercure-Hotel steigen die Minister aus der Tram und laufen hinunter zum Hafen. Viele Schaulustige beobachten das Spektakel und machen Fotos, die Minister wirken entspannt. Zehn Minuten später legt das Boot ab, die Havel ist nun gesperrt – genauso wie die Brücken, die das Schiff passiert.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
19.17 Uhr
Das OSZE-Boot legt wieder an, kurz darauf überqueren die Außenminister die symbolträchtige Glienicker Brücke. Eine Anwohnerin ist zum Promigucken gekommen. Potsdam sei ein geschichtsträchtiger Ort und sie hoffe, dass die Außenminister diesen Eindruck mitnehmen. Gegen die Sperrung der Brücke habe sie nichts. „Ist ja fast wie bei Spielberg“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Auf Berliner Seite gehen der Tross nun im Glienicker Schloss essen – ohne Presse. Am Abend sollten mit Bussen wieder zum Dorint-Hotel gefahren werden.
Hier können Sie die Ereignisse des Tages noch einmal detailierter nachlesen >>
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: