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Auf Eis liegen die Pläne für das Bollhagen-Museum. Das Foto zeigt eine Frau in der Bollhagen-Ausstellung zum 100. Geburtstags der Keramikerin 2007 in Potsdam.

© ddp

Von Jana Haase: Stillstand und Funkstille

Die Pläne für das Bollhagen-Museum liegen auf Eis: Die Stiftung plant frühestens 2010 einen neuen Anlauf

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Die Eröffnung des Hedwig-Bollhagen-Museums in Potsdam verzögert sich weiter. Die Pläne für die Dauerausstellung liegen momentan auf Eis, gleichzeitig herrscht nach den im März bekannt gewordenen Differenzen offenbar Funkstille zwischen den Beteiligten – der Bollhagen-Stiftung als Nachlass-Verwalterin, der Bollhagen-Gesellschaft und der Stadt, die Räume im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in der Elfleinstraße zur Verfügung stellen wollte. Das von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) angekündigte klärende Gespräch habe bisher nicht stattgefunden, sagte Stadtsprecherin Regina Thielemann auf PNN-Anfrage. Einen Termin dafür gebe es nicht.

„Die Vorbereitungen für das Museum ruhen momentan“, erklärte Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Bollhagen-Stiftung treuhänderisch verwaltet, den PNN auf Anfrage. Er gehe davon aus, dass es frühestens im Frühjahr 2010 zu einem neuen Anlauf für das Projekt kommen kann. „Mit etwas Abstand“, so Skudelny, müsse dann „neu diskutiert“ werden. Zum Inhalt der Differenzen wolle er sich in Absprache mit der Stadt nicht äußern. Ein Eröffnungstermin sei derzeit nicht absehbar.

Bei der Bollhagen-Gesellschaft mag man an die Realisierung des Museums für die 2001 verstorbene Keramikerin kaum noch glauben: Heinz Schönemann, der Vorsitzende der 2006 gegründeten Gesellschaft mit etwa 100 Mitgliedern, zeigte sich gegenüber den PNN „enttäuscht“ über den Verlauf der Planungen. Warum die Bollhagen-Stiftung im März von „Differenzen“ gesprochen habe, sei ihm bis heute nicht klar. Die Bollhagen-Gesellschaft warte auf ein Signal der Bollhagen-Stiftung. „Wir sind weiter daran interessiert, dass dieser Nachlass zu sehen ist“, betonte Schönemann.

Hintergrund der Verstimmungen ist die Debatte um mögliche Nazi-Verstrickungen von Bollhagen, die in der Bollhagen-Gesellschaft als „Kampagne“ gegen die Keramikerin gewertet wird. Bollhagen hatte ihre Marwitzer Werkstätten 1934 von der jüdischen Vorbesitzerin Margarete Heymann-Loebenstein gekauft. Einem von der Stadt 2008 in Auftrag gegebenen Gutachten der Historikerin Simone Ladwig-Winters zufolge war sie damit Profiteurin des Unrechtsregimes. Bollhagen müsse um die näheren Umstände der Diskriminierung, Diffamierung und Verfolgung von Heymann-Loebenstein gewusst haben. Sie habe außerdem während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter beschäftigt und Aufträge der SS angenommen. Ladwig-Winters plädierte vor diesem Hintergrund dafür, Bollhagen „als Mensch“ zu sehen, „nicht als Ikone oder als Heldin“.

Potsdams Stadtverordnete hatten 2007 beschlossen, den Nachlass von Hedwig Bollhagen (1907-2001) dauerhaft in der Landeshauptstadt zu zeigen. Dafür soll das Museumshaus in der Hermann-Elflein-Straße 3 zur Verfügung gestellt werden. Ob das Bollhagen-Museum dort tatsächlich einziehen wird, wollte Steffen Skudelny von der Bollhagen-Stiftung jetzt allerdings offen lassen: „Wir können nicht erwarten, dass die Stadt das Gebäude so lange für uns frei hält.“

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