Landeshauptstadt: Straflos bei Entschuldigung
Hohe Fallzahl bei Täter-Opfer-Ausgleich im Kammergerichtsbezirk Potsdam
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Hohe Fallzahl bei Täter-Opfer-Ausgleich im Kammergerichtsbezirk Potsdam Der Landgerichtsbezirk Potsdam ist führend im Land Brandenburg bei den Fallzahlen für den Täter-Opfer-Ausgleich (TAO). Wie das Diakonische Werk gestern bei einer Informationsveranstaltung bekannt gab, seien im Jahr 2004 allein bei den sozialen Diensten der Justiz für den Kammergerichtsbezirk Potsdam 864 Mal ein Ausgleich von Opfern und Tätern dokumentiert. Im Kammergerichtsbezirk Neuruppin waren es demgegenüber im gleichen Jahr nur 228 Fälle, in Frankfurt (Oder) 665 und in Cottbus 693. Wie Jürgen Gernentz von den sozialen Diensten der Justiz Potsdam erklärte, seien im Kammergerichtsbezirk Potsdam zusammen mit den freien Trägern sogar 1180 TAO-Fälle im Jahr 2004 bearbeitet worden. Bei etwa 40 Prozent der Fälle, in denen ein Ausgleich versucht wird, könne dieser auch positiv beendet werden. Für die Straftäter kann ein Opfer-Täter-Ausgleich strafmildernd oder sogar strafvermeidend wirken: Bei 22 Prozent der Fälle habe die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen eines erfolgreichen Ausgleichs zwischen dem Täter und dem Opfer einer Straftat eingestellt. In zwölf Prozent aller Fälle lehne der Täter den Ausgleich ab, bei 22 Prozent wollten die Opfer dies nicht, so Gernentz. Bei einem „ernsthaften Bemühen des Täters“, so laute die Formel, könnten freie Träger oder soziale Dienste auch dann eine entsprechende womöglich strafmildernde Information an die Staatsanwaltschaft geben. Gernentz: „Die Staatsanwälte wollen ernsthaft wissen, wie sich der Täter verhalten hat.“ Es liege dann an den Fall-Mediatoren, zu entscheiden, ob ein Täter „ein Schauspieler ist oder ernsthaftes Bemühen zeigt“, erklärt der Justiz-Mitarbeiter. Bei fünf Prozent käme es sogar schon zu einem Täter-Opfer-Ausgleich, bevor dieser von den sozialen Diensten oder den freien Trägern wie das Diakonische Werk angeregt wird. Eine mögliche Form des Ausgleich komme eine Entschuldigung oder Geld- bzw. Arbeitsleistungen des Täters für das Opfer in Frage. Jürgen Gernentz, aber auch andere in diesem Bereich Tätige, stellten gestern unisono fest, dass die Zahl der weiblichen Straftäter mit den Jahren stetig ansteige. So sei die Zahl der beim Diakonischen Werk einen Täter-Opfer-Ausgleich anstrebenden weiblichen Tätern von einst etwa 14 Prozent auf nun 28 Prozent angestiegen.gb
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