Landeshauptstadt: Straßenbau als Luxus
Zum Kahleberg: Rausgeschmissenes Geld oder notwendige Instandsetzung?
Stand:
Zum Kahleberg: Rausgeschmissenes Geld oder notwendige Instandsetzung? Von Günter Schenke Waldstadt II - „Ich fahre diese Straße jeden Tag zweimal runter und wieder rauf, und habe mit einiger Mühe ganze zwei Huckel und eine kaum merkbare Absenkung auf der Höhe der Häuser 3 und 5 entdecken können“, berichtet Walter Ruge aus der Waldstadt II über den Zustand der Straße Zum Kahleberg. „Verdutzt“ waren er und manch anderer Waldstädter daher, als am 11. September per Anschlag verlautete, dass die Straße Zum Kahleberg erneuert werden soll. Inzwischen haben die Bauarbeiten begonnen. Rund um die Gullys ist der Beton schon abgefräst und die Autofahrer bewegen sich slalomartig auf der Straße. „Im vergangenen Jahr wurden zwanzig Gullys großräumig völlig neu einbetoniert, Kabel neu verlegt, Kanalisation bereinigt – das alles hat viel Geld, Steuergelder, gekostet und soll jetzt unter einer aufwändigen Straßenerneuerung verschüttet werden“, wundert sich Ruge und fragt , ob ein unter Umständen „laserjustierter Belag wirklich nötig ist, um hernach im 30 km/h-Tempo darüber hinwegzuschleichen.“ Ist die Sanierung der Straße Am Kahleberg ein Schildbürgerstreich oder schlimmer noch: ein Fall von Geldverschwendung? Mitnichten, meintUwe Hackmann von der Stadtkontor GmbH, die für die Wohnumfeldverbesserung in der Waldstadt zuständig ist. Thomas Schenke von der städtischen Straßenverwaltung teilt diese Meinung und verweist auf Gutachten, welche die Tragfähigkeit der Betonpiste in Zweifel ziehen. „Die Lebensdauer der 25 bis 30 Jahre alten Straßen in Betonplattenbauweise ist längst überschritten“, sagt Hackmann. Bevor die Arbeiten begannen, seien „Zustandsgutachten“ angefertigt worden, die Schäden an den Betonplatten festgestellt hätten. Diese seien durch Ausbesserungen nicht zu beseitigen gewesen. Um die Betonstraßen in den Plattenbaugebieten nach und nach zu erneuern, sei eine Prioritätenliste aufgestellt worden und da stehe die Kahleberg-Straße ganz oben, erläutert Hackmann. Es handele sich zwar nicht um eine Straße mit Transit-, sondern mit „Erschließungsfunktion“ für den erheblichenWohnungsbestand. „Die hier wohnenden Menschen haben ein Recht auf eine anständige Straße“, sagt der Fachmann. Karin Juhasz, im Fachbereich Stadterneuerung für die Plattenbaugebiete zuständig, verweist auf Anlieger-Probleme bei der Reparatur nicht nur der Betonstraßen. Die Erneuerungskosten sind nämlich auf die Eigentümer zu 75 Prozent umlagepflichtig. Die Arbeiten Zum Kahleberg sind daher im Vorfeld mit den Wohnungsunternehmen abgestimmt worden. Auf die Mieten umlegbar sind die Beträge nicht. Laut Hackmann habe die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft (Gewoba) erklärt, dass dies auf keinen Fall geschehen werde. Rund eine viertel Million Euro kostet die bis zum Dezember dauernde Straßenerneuerung Zum Kahleberg. Die Arbeiten sind Bestandteil eines größeren Programms, zu dem in der weiteren Folge andere Straßen wie die Am Moosfenn gehören. Finanziell möglich wird das Ganze durch die Städtebauförderung zur Wohnumfeldverbesserung in den Neubaugebieten. Sie übernimmt den städtischen Anteil der Finanzierung.
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: