zum Hauptinhalt
Tabula rasa: Noch ist der Bauzaun der Landtagsbaustelle so gut wie frei von farblichen Verschönerungen. Auf die Künstler wartet eine freie Fläche.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Street-Art“ für den Landtags-Bauzaun

Graffiti-Wettbewerb „208 Meter Toleranz“ gestartet: Einsendungen bis 19. Juni möglich

Stand:

Innenstadt - Potsdam und Graffitikunst, das galt bisher als unvereinbar. Historische Bausubstanz, darauf ein Graffito, das verträgt sich nicht. Jetzt jedoch laden der Landtag, das Finanzministerium, die Stadt Potsdam, der Stadtjugendring Potsdam und der Baukonzern Bam Farbsprüher aus ganz Brandenburg sogar explizit ein, sich in der Potsdamer Mitte mit der Sprühdose zu verewigen.

Auf 208 Metern des Bauzauns an der Baustelle für den neuen Landtag dürfen 20 Teams mit etwa 60 Sprühern jeweils ein zehn Meter langes Stück mit Bildern versehen. Lediglich ein Thema wird vorgegeben: Die Sprayer sollen sich etwas zum Thema Toleranz in Brandenburg einfallen lassen. Folglich heißt das Projekt auch „208 Meter Toleranz“. Am Wochenende des 5. bis 7. August 2011 soll es stattfinden.

Mitmachen dürfen Jugendliche im Alter von 14 bis 26 Jahren aus allen 14 Landkreisen und vier kreisfreien Städten des Landes. Interessierte bilden „Crews“ von zwei bis drei Leuten und reichen Entwurfsskizzen für den Bauzaun bis zum 19. Juni via Facebook ein. Wie Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und Finanzminister Helmuth Markov gestern vor Journalisten erklärten, werde eine Jury, bestehend aus Abgeordneten aller Landtagsfraktionen und der Landes- wie der Stadtverwaltung, die geeigneten Teilnehmer an der Aktion auswählen. Franziska Micke vom Stadtjugendring versicherte, die Sprayer hätten „alle künstlerische Freiheit“; sie könnten durchaus auch „kritische Themen“ aufgreifen.

Die Gewinner des Wettbewerbs werden für das Wochenende nach Potsdam eingeladen und erhalten ein Bahnticket. Zur Übernachtung informiert ein Flyer folgendes: „Zelt, Schlafsack und Isomatte bringst du bitte mit.“ Als Fläche für das kleine Camp der Graffiti-Sprayer ist momentan die Wiese auf dem Bassinplatz angedacht. Arbeitsmaterialien werden den jungen Künstlern gestellt. Sponsor von „208 Metern Toleranz“ ist die Bam, deren technischer Leiter Thomas Weber gestern bekundete, die Idee für den Graffiti-Wettbewerb sei am Tag der offenen Baustelle entstanden. „Das künftige Haus des Volkes soll vom Volk auch verstanden werden“, sagte Weber.

Landtagspräsident Fritsch erklärte, Brandenburgs Aktionen für mehr Toleranz seien erfolgreich. Bei den letzten Landtagswahlen hätten rechte Parteien zusammen nur 3,6 Prozent erhalten. Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger erklärte, Graffiti-Kunst sei „Street-Art“, die „in die richtige Bahn gelenkt“ werden müsse. gb

www.facebook.com/208MeterToleranz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })