Von Henri Kramer: Streit der Stadtrundfahrer
Touren-Anbieter wollen wegen angeblicher Wettbewerbsverzerrung gegen die Stadt und die TMB klagen
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Der Potsdamer Tourismusbranche droht ein Imageschaden. Der Interessenverband Potsdamer Stadtrundfahrten (IPS) erwägt gegen den regionalen Branchenprimus, die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB), und die Stadt zu klagen. Der Streitpunkt: Die TMB soll angeblich den Wettbewerb verzerren. Und die Stadtverwaltung begünstige den selbständigen TMB-Betriebsteil Potsdam Tourismus Service (PTS), lautet der Vorwurf des IPS, der vier Firmen vertritt. „Wir wollen einfach fair behandelt werden“, sagt Sprecherin Susanne Lang. Sie ist Chefin des Familienbetriebs „Schlösserrundfahrten Alter Fritz“.
Der Streit währt schon länger. Hintergrund: Seit 2003 soll die private TMB für rund 450 000 Euro jährlich Potsdam exklusiv als Touristenstadt vermarkten. Dafür ist sie mit ihrem PTS auf Messen vertreten, sie betreibt Infopunkte, dazu werden gegen Provision beispielsweise Zimmer vermittelt und Restaurants vorgestellt. Hier setzt die Kritik des IPS an. „Die PTS veranstaltet selber Rundfahrten und ist damit unser Konkurrent“, erklärt Lang. Ihr Vorwurf: Die Busfahrten der privaten Anbieter würden von der PTS nur unzureichend beworben, obwohl die TMB alle Tourismus-Angebote gleichermaßen vermarkten müsste. Vielmehr mache die PTS vor allem Werbung für die eigenen Touren, so Lang, dies würde den Wettbewerb verfälschen.
Lang ärgert sich auch über die Stadt, die es der PTS erlaube, für ihre Rundfahrten das Potsdamer Weinberg-Logo zu verwenden und so den „Anschein“ einer offiziell städtischen Tour zu erwecken. „Es gibt keine sichtbare Trennung zwischen normalen Informationen für Touristen und der Werbung der PTS“, sagt Lang. Und sie betont, sie habe stets die außergerichtliche Lösung dieses Konflikts gesucht. Jetzt nicht mehr. Ihr Anwalt hat bereits im April ein Schreiben an die Stadt geschickt und droht mit Klage wegen rechtswidriger Beihilfe. Dazu werde gegen die TMB ein Antrag auf Unterlassung wegen einseitiger Werbung vorbereitet.
Im Bereich Stadtmarketing im Rathaus und bei der TMB stoßen die Anschuldigungen auf Unverständnis. „Es gibt keine Ungleichbehandlung“, heißt es bei der Stadt. Und auch TMB-Chef Dieter Hütte wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die schon immer über die PTS durchgeführten Stadtrundfahrten hätten nur einen Marktanteil von unter fünf Prozent. „Hier kann nicht von einer vorherrschenden Marktstellung gesprochen werden“.
Zudem würden mit den Einnahmen aus diesem Geschäft ein Teil der aktuell für dieses Jahr geplanten Ausgaben in Höhe von 1,25 Millionen Euro erwirtschaftet, die die TMB zum 450 000-Euro-Zuschuss der Stadt zusätzlich aufbringen müsse. „Das wirtschaftliche Risiko liegt bei uns“, sagt Hütte. Und natürlich, so betont Hütte, würden die Angebote der privaten Anbieter gegen Provision auch durch die PTS vertrieben.
Doch ob dieser Wille wirklich besteht, ihre Angebote zu verkaufen und so Chancengleichheit zu schaffen, daran zweifeln die privaten Stadtrundfahrer aktuell mehr denn je. Seit einer Woche eskaliert der Streit. Grund ist die neue Touristen-Information unter der Ägide der Weißen Flotte und der PTS, die im Hauptbahnhof eröffnet hat. Der Bahnhof ist für alle Anbieter von Stadtrundfahrten ein neuralgischer Punkt, weil von dort die Busse der Unternehmen starten und dort auch ihre Laufkundschaft ankommt. Susanne Lang sagt, sie hätte sich bemüht, auch einen Schalter in der Touristen-Info zu erhalten. Die Gegenseite sagt, der IPS sei nicht bereit gewesen, sich an den nötigen Kosten zu beteiligen. Lang bestreitet das. Am Mittwoch hat der Sohn von Susanne Lang in dem Info-Laden ein Hausverbot erhalten, wie auch eine TMB-Sprecherin bestätigt - wegen Bedrohung, er sei „laut geworden“. Matthias Lang dagegen sagt, er habe englischen Touristen, die bereits Tickets von der PTS hatten, über die anderen Angeboten informiert und hätte nun mit ihnen die Karten zurücktauschen wollen. Dazu haben er und seine Mutter mehrere Beispiele gesammelt, bei denen Kunden am Schalter nur PTS-Angebote offeriert bekommen hätten. Ein Test vor Ort zeigt: In einem Regal liegen auch Flyer der privaten Anbieter. Allerdings: Am Tresen informieren die Mitarbeiter nur über die „Potsdam 2009 Stadtrundfahrten“ der PTS.
Am kommenden Montag soll ein Mediationsgespräch für eine Annäherung im Kleinkrieg der Stadtrundfahrer sorgen.
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