Von Henri Kramer: Streit im Kulturzentrum
Die Debatte um die Arbeit im studentischen Kulturzentrum offenbart verfahrene Verhältnisse
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Die Kritik ist hart. „Der ein oder andere Jungpolitiker hat offensichtlich keine Ahnung, wovon er redet“, sagt Maximilian Dalichow und meint Björn Ruberg von der Grünen Alternativen Liste (GAL). Dalichow gehört zum ekze e.V., dem Betreiberverein der Kneipe im studentischen Kulturzentrum (KuZe) in der Hermann-Elflein-Straße. Ruberg dagegen ist einer der schärfsten Kritiker des Hauses. In den PNN hatte der Grünen-Abgeordnete unlängst bemängelt, das KuZe sei zu schmuddelig, zu links, und das dort verwendete Geld käme nicht den Studenten zugute.
Mehr als einen Monat später findet im KuZe eine Sitzung des Studentenparlaments (Stupa) der Universität Potsdam statt; GAL-Politiker Ruberg muss sich am Dienstagabend zwei Stunden lang heftige Vorwürfe anhören, warum er öffentlich so schlecht über das KuZe spreche. Die meisten Anwesenden sind gegen ihn, die Besucher des Kulturzentrums wie auch die linke Mehrheit im Stupa. Der Angegriffene schweigt und schreibt mit. Als Ruberg nach mehr als einer Stunde doch noch beginnt, den Raucherqualm, die mangelnde Sauberkeit und die nicht immer zuverlässigen Öffnungszeiten der KuZe-Kneipe zu kritisieren, lachen die meisten Anwesenden. Es klingt fast hämisch. Später lästern Beteiligte darüber, wie „kleinlaut“ Ruberg gewirkt habe.
Die Diskussion zeigt aber vor allem, welch wenig konstruktive Atmosphäre im Stupa derzeit herrscht. Im Sommer haben zehn Prozent der rund 20 000 Uni-Studenten das Gremium gewählt, den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) stellt seitdem eine als links geltende Mehrheit. Die mit sieben Stimmen stärkste Fraktion der GAL blieb außen vor, sie als Opposition und der AStA überziehen sich nun gegenseitig mit Vorwürfen. Die GAL kritisiert, die Arbeit und die Förderpolitik des AStAs ziele zu wenig auf Studenten ab. Ein Beispiel dafür sei das KuZe. Zu wenig sei das Haus für Studenten da, dazu der Betrieb kaum transparent.
Erbost zeigen sich AStA und KuZe-Nutzer über solche Kritik. „Das ist schon sehr frustrierend, weil sich die Leute hier ehrenamtlich betätigen“, sagt Dalichow in der Stupa-Sitzung. Kurz darauf verteidigt er zudem noch die Idee des KuZe-Plenums: In diesem nicht gewählten Gremium sitzen die KuZe-Nutzer und entscheiden über die Dinge, die in dem Haus passieren sollen. „Das Plenum ist legitimiert durch die Teilnahme daran, es ist basisdemokratisch“, sagt Dalichow. Als die GAL noch mit im AStA saß, hätte sie diese Plenum-Idee noch unterstützt.
Die GAL bestreitet solche Argumente. Ihr Stupa-Mitglied Jürgen Stelter war wesentlich an den Anfängen des Projekts KuZe beteiligt. „Die damalige Uni-Kanzlerin hat befürchtet, das KuZe könnte ein elitäres Projekt werden, das nur für eine bestimmte Klientel da ist“, sagt Stelter. Solche Bedenken hätte er nie gehabt. „Doch inzwischen habe ich leider den Eindruck, dass sie mehr Recht hatte als ich.“ Nach zwei Stunden endet die Diskussion ums KuZe ohne Annäherung.
Und hört doch nicht ganz auf. Der nächste Streit dreht sich darum, ob der AStA auf 1,50 Euro verzichten soll, die er halbjährlich von jedem einzelnen Studenten über den Semesterbeitrag einnimmt (PNN berichteten). Auch dabei geht es um das KuZe. Der AStA habe – unter anderem für das Haus – inzwischen Rücklagen von rund 560 000 Euro gebildet, das sei zu viel. Dies sehen die Parlamentarier der AStA-Koalitionen ganz anders. „Die Rücklage ist wichtig, eine Kürzung wäre selbst aus Sicht des Landesrechnungshofs nicht empfehlenswert“, sagt Matthias Wernicke von der Offenen Linken Liste (OLL). Doch dieses Argument überzeugt die Gegenseite nicht. Nach fünf Stunden Sitzungsdauer findet sich gegen 23 Uhr ein Minimalkonsens: Im April wird es eine Urabstimmung über die 1,50 Euro geben. Der Wahlkampf dafür, so kündigen die Kontrahenten an, soll hart werden.
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