Kommentar über Streit um bedrohte Sichtachsen: Streit muss geführt werden
Das Weltkulturerbe macht Potsdams Charme zum großen Teil aus. Deswegen ist es richtig, jeden Streit über Sichtachsen zu führen, meint PNN-Autor Henri Kramer. Auch wenn er noch so kleinlich wirkt.
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Natürlich kann man die ständigen Streitereien um Potsdamer Sichtachsen kleinlich und lebensfremd finden. Am Potsdamer Reiherweg gibt es nun das nächste Beispiel: Dort sollen drei Wohnbauten hochgezogen werden, die zum Teil aber 2,30 Meter über die zulässige Höhe in der Gegend ragen. Die Schlösserstiftung und das Landesdenkmalamt sind dagegen – und das aus nachvollziehbarem Grund.
Es ist richtig, dass sich Experten äußern
Denn Potsdam ist eben keine Nullachtfünfzehn-Stadt, sondern liegt mitten im Welterbe – eingebettet in ab 1730 entstandene, herrliche Parkanlagen, die unter besonderem Schutz stehen. Und gerade deswegen ist es richtig, dass Experten in Sachen Landschafts- und Denkmalschutz ihre Stimme heben, wenn sie in der boomenden Landeshauptstadt das Welterbe bedroht sehen. Das kann man natürlich im Einzelfall für überzogen halten, für maßlos.
Aber grundsätzlich macht vor allem das über Jahrhunderte entstandene Welterbe einen großen Teil der Attraktivität der Landeshauptstadt aus. Würde darauf niemand mehr achten, könnten natürlich deutlich mehr Bauprojekte vollzogen werden, vor allem orientiert an kurzfristigen Interessen – bis irgendwann jede reizvolle Blickbeziehung von Beton verstellt wäre. Insofern: Jeder Streit um Sichtachsen ist es wert, geführt zu werden.
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