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Landeshauptstadt: Streit um den eingepackten „Deserteur“

Innenstadt - Um das Schutzhäuschen aus Sperrholz, welches das „Denkmal für die unbekannten Deserteure“ auf dem Platz der Einheit vor Frost schützen soll, gibt es Streit. In einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) fordert jetzt der Chef der Wählergruppe Die Andere, Lutz Boede, das Denkmal bis spätestens Donnerstag wieder zu entkleiden - dann wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

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Innenstadt - Um das Schutzhäuschen aus Sperrholz, welches das „Denkmal für die unbekannten Deserteure“ auf dem Platz der Einheit vor Frost schützen soll, gibt es Streit. In einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) fordert jetzt der Chef der Wählergruppe Die Andere, Lutz Boede, das Denkmal bis spätestens Donnerstag wieder zu entkleiden - dann wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Allerdings sei die von der Stadtverwaltung verfügte Einhausung generell „inakzeptabel“ und dürfe nach dem Gedenktag auch nicht wieder angebracht werden, so Boede. Dabei beruft er sich auf Opferverbände wie die Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Potsdam. Beide würden die ohne Stadtverordnetenbeschluss veranlasste „Einhausen“ ablehnen, weil das Denkmal damit der öffentlichen Nutzung entzogen würde. Boede erklärt, notfalls werde die Wählergruppe den „Deserteur“ selbst „entpacken“.

Laut Stadtverwaltung ist der Winterschutz für das Denkmal nötig: Bleibe es ungeschützt, könnte es in den nächsten zwanzig Jahren sichtbar verfallen, hieß es im jüngsten Kulturausschuss. Allerdings sagte Kulturamtschefin Birgit-Katherine Seemann bereits zu, den „Deserteur“ zumindest am Donnerstag auszupacken. Für die Zukunft müsse man sich jedoch zum Verfahren einigen, so Seemann. Unterstützung erhielt sie von der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke: „Was einem wert ist, muss man bewahren.“ Boede dagegen hält das Denkmal für unverzichtbar im Stadtbild: Der Deserteur sei eben „keine Putte“, so Boede. Den Erschaffer des Denkmals, den Künstler Mehmet Aksoy, zu befragen, ist derzeit laut Stadtverwaltung übrigens nicht möglich: Er lebe in der Türkei und sei nicht erreichbar. HK

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