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Landeshauptstadt: Streit um Einzelhandel

Linke wirft Jakobs Lavieren bei Bahnhofscenter vor

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Groß Glienicke – „Wir schaffen es nicht, die Kaufkraft in der Stadt zu halten“, kritisiert der Fraktionschef der Linken Hans-Jürgen Scharfenberg die nach seiner Meinung verfehlte Einzelhandelspolitik der Stadtspitze. Potsdam habe zwar mit 17 534 Euro pro Kopf im Jahr die größte Kaufkraft der neuen Bundesländer, doch die Umsatzkennziffer liege bei nur 80,2 Prozent – der letzte Platz aller Landeshauptstädte. Damit haben hiesige Einzelhändler statistisch gesehen im vergangenen Jahr 20 Prozent weniger Umsatz verzeichnet als die Händler in anderen Städten. „Wir hatten schon einmal 90 Prozent“, behauptete Scharfenberg gestern beim Linke-Frühschoppen im Groß Glienicker Restaurant „Korfu“. Anderen vergleichbaren Städten gelinge es, Kaufkraft in die City zu ziehen, und Potsdam vergebe seine Chancen an Berlin.

Die Ursache für die Kaufkraftabwanderung sieht Scharfenberg in den Sortiments- und Flächenbeschränkungen der Bahnhofspassagen sowie des Stern-Centers. Maßnahmen zur Kaufkraftbindung, wie sie Die Linke auf der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch eingefordert habe, seien abgelehnt worden, beklagt der Fraktionschef. Zwei Tage später habe der Oberbürgermeister beim zehnjährigen Bestehen der Bahnhofspassagen die dortigen Sortimentsbeschränkungen jedoch in Frage gestellt. Scharfenberg zeigte sich empört über das vermeintliche Lavieren des Oberbürgermeisters. Allerdings hatte sich SPD-Unterbezirkschef Mike Schubert vorige Woche auf einer öffentlichen Mitgliederversammlung des Ortsvereins Babelsberg ähnlich wie Jakobs geäußert: „Wir können nicht ewig eine Schutzglocke über die Innenstadt stülpen.“ Das Stern-Center gerate zunehmend in Schwierigkeiten, da die Konkurrenz stärker geworden sei. Die in der Aktionsgemeinschaft Babelsberg vereinigten Händler befürchten, dass eine Erweiterung der Center weitere Nachteile für den Babelsberger Einzelhandel bringen würden. Sie favorisieren ein Einkaufszentrum am Standort der alten Post, um die Kaufkraft an den Stadtteil zu binden.

Ende 2008 hatten die Stadtverordneten ein Einzelhandelskonzept beschlossen. Danach sollten Innenstadt und Babelsberger Zentrum weiter gestärkt werden. In der Innenstadt wollte der Fachbereich Stadtentwicklung zusätzliche 10 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sichern. „Davon sind derzeit noch 7 500 Quadratmeter auf dem Papier übrig geblieben, passiert ist nichts“, monierte Scharfenberg. Der Schutz der historischen Bausubstanz und der Einzelhandel seien sich widersprechende Zielstellungen. Größere zusammenhängende Einzelhandelsflächen seien in der barocken City nicht möglich, zudem gebe es kaum geschäftsnahe Parkplätze. Die Beschränkungen für die Bahnhofspassagen seien vor zehn Jahren notwendig gewesen, um Karstadt in die Brandenburger Straße zu holen, so Scharfenberg. Gegenwärtig stehen rund tausend Quadratmeter in den Bahnhofspassagen leer, nach Aussagen des Managements wegen der Beschränkungen für Textilien, Schuhe, Schreibwaren, sowie Parfümerie- und Geschenkartikel. G. Schenke

G. Schenke

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