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Landeshauptstadt: Streit um gesperrte Sporthallen

Die Stadtpolitik diskutiert, wie der Skandal um die Sperrung der Sporthallen im Luftschiffhafen aufgearbeitet wird. Sportler vermissen Unterstützung

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Während die Suche nach den Ursachen für die Sperrung der Leichtathletik- und der Schwimmhalle im Luftschiffhafen nur langsam vorankommt, sorgt das Thema in der Stadtpolitik für Debatten: Am Freitag forderte die Potsdamer CDU-Chefin Katherina Reiche eine gründliche Aufarbeitung. „Um den Sachverhalt aufzuklären und Transparenz herzustellen, muss die Stadt einen Untersuchungsausschuss einsetzen“, so Reiche. Breiten- und Leistungssportler leiden und erwarten Antworten, hieß es in einer Erklärung Reiches.

Die Hallen sind seit Mittwoch gesperrt, nachdem ein Statikgutachten ergeben hatte, dass ein plötzliches Versagen der Dachkonstruktion nicht auszuschließen sei. Bei der Sanierung der Hallen vor zehn Jahren sollen Teile des alten Dachs aus den 1970er-Jahren nicht entfernt, sondern mit dem neuen Dach überbaut worden sein. Wie das unbemerkt geschehen konnte, ist bislang unklar.

Einen Untersuchungsausschuss der Stadtverordneten lehnen mit Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke) und Mike Schubert (SPD) die Chefs der beiden größten Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung jedoch ab. „Das kann nicht Aufgabe ehrenamtlicher Stadtverordneter sein“, so Schubert. Die Verwaltung müsse die Vorgänge aufklären. Sollte es juristisch relevante Vorwürfe geben, sei dies ein Fall für die Staatsanwaltschaft, so Schubert. Scharfenberg bezeichnete Reiches Forderung als wenig hilfreich. Die Verwaltung müsse prüfen, wie die Mängel an den Sporthallen entstanden sind. Das habe seine Fraktion mit ihrem Dringlichkeitsantrag in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung erreichen wollen.

Auf kommunaler Ebene gebe es nur die Möglichkeit zeitweiliger Ausschüsse, die aber nicht die Kompetenzen eines Untersuchungsausschusses wie auf Landesebene haben, sagte ein Stadtsprecher. So gibt es keine Vorladungsmöglichkeit zu einer Anhörung. In der Verwaltung soll nun eine fächerübergreifende Arbeitsgruppe klären, was vor zehn Jahren passiert ist. „Das muss im Hinblick auf Verantwortlichkeiten und zivilrechtliche Haftung gründlich und schnell aufgearbeitet werden“, sagte die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU).

Von der Sperrung der Leichtathletik- und der Schwimmhalle sind auch 1000 Mitglieder des SC Potsdam betroffen. Brandenburgs größter Sportverein befürchtet, dass es für mehr als 500 Breiten- und Seniorensportler fast unmöglich sein wird, alternative Sportstätten zu finden. SC-Potsdam-Geschäftsführer Peter Rieger forderte, dass die Stadt die entstehenden Kosten übernimmt. Auch der bundesweit einzige paralympische Stützpunkt Schwimmen ist betroffen. Nun sei die erfolgreiche Entwicklung im Behindertensport in Gefahr, hieß es in einer Erklärung des Vereins.

Die Schwimmer trainieren einstweilen auf zwei Bahnen der Schwimmhalle am Brauhausberg. Um Einschränkungen des öffentlichen Badens auszugleichen, wird das Bad am Brauhausberg ab Montag, dem 9. Dezember, montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr geöffnet, teilte der Schwimmhallenbetreiber Bäderlandschaft Potsdam mit. Marco Zschieck

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