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Teure Grabstelle: Mitglieder von Gemeinden, die im Landesverband sind, sollen 3000 Euro für ein Reihengrab auf dem Potsdamer Friedhof zahlen.

© A. Klaer

Potsdam: Streit um Grabkosten auf Jüdischem Friedhof

Der Jüdische Landesverband Brandenburg verlangt für eine Grabstelle von der Jüdischen und Gesetzestreuen Gemeinde die doppelte Summe.

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Innenstadt - Die neue Friedhofssatzung des Jüdischen Landesverbandes Brandenburg stößt bei zwei jüdischen Gemeinden in der Landeshauptstadt auf Kritik. Die Gesetzestreue Gemeinde Potsdam wirft dem Landesverband Ungleichbehandlung vor. Denn: Gemäß der neuen Satzung wird eine Grabstelle für die Mitglieder solcher Gemeinden, die nicht im Landesverband organisiert sind, erheblich teurer. Laut der Satzung, die den PNN vorliegt, werden von Nichtmitgliedern 3000 Euro statt sonst 1500 Euro verlangt. Zusätzlich werden für die Beerdigung von Juden aus nicht im Landesverband organisierten Gemeinden 500 Euro für eine sogenannte „Beerdigungsgenehmigung“ kassiert.

Diese neue Regelung ist für Potsdam brisant, da die Jüdische Gemeinde Potsdam, mit etwa 800 Mitgliedern die größte im Land Brandenburg, ihren Austritt aus dem Landesverband zum Ende dieses Jahres erklärt hat. Somit ist von den drei jüdischen Gemeinden in Potsdam nur noch die Synagogengemeinde im Landesverband organisiert.

„Wir haben keine Wahl, da der Landesverband eine Monopolstellung inne hat“, erklärte der Geschäftsführer der Gesetzestreuen Gemeinde, Shimon Nebrat, den PNN. Es gebe nur einen jüdischen Friedhof in Potsdam, den vom Landesverband betriebenen am Pfingstberg. Es bliebe nun zu klären, ob die Stadt Potsdam für bedürftige Gemeindemitglieder auch die auf das Doppelte gestiegenen Kosten für eine Grabstelle übernehmen wird. Dies müsse schnell geschehen und nicht erst, wenn ein Todesfall zu beklagen ist. Nebrat: Nach jüdischen Gesetzen muss ein Verstorbener spätestens 24 Stunden nach dem Tod beerdigt sein. Auch Nikolai Epchsteine von der Jüdischen Gemeinde verweist auf die Stadt Potsdam: „Die Leute können dafür nicht zahlen.“ Epchsteine nannte die neue Friedhofssatzung „moralisch nicht lobenswert“.

Die neue Satzung orientiert sich an den Gebühren des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee, erklärte Elena Miropolskaja vom Jüdischen Landesverband. Auch dort müsse mehr zahlen, wer nicht Mitglied einer Verbandsgemeinde ist. Eine Benachteiligung für die Mitglieder der Gesetzestreuen Gemeinde und der Jüdischen Gemeinde Potsdam sieht sie nicht: „Die Satzung gilt für alle Juden im Land Brandenburg.“ Elena Miropolskaja: „Es ist besser, wenn alle Gemeinden im Landesverband wären“. Die Friedhofssatzung sei der Jüdischen Gemeinde vor ihrem Austritt bekannt gewesen – „daran hätten sie denken sollen“. Epchsteine begründete den Austritt seiner Gemeinde aus dem Verband mit einer verweigerten Unterstützung des Verbandes für den Bau der Potsdamer Synagoge nach dem Entwurf des Architekten Jost Haberland.

Die Stadt Potsdam teilte gestern mit, sie sei mit dem Landesverband über die Grabgebühren im Gespräch. Soweit die Beerdigungsgebühren unzumutbar sind, werden sie von der Stadt übernommen. Allerdings sollten sich die Zahlungen an „angemessenen ortsüblichen Aufwendungen orientieren“. Guido Berg

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