Landeshauptstadt: Streit um Grenzzaun
Ortsbürgermeister alarmiert Polizei – gegen Nachbarn
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Eiche - Der seit 2004 schwelende Nachbarschaftsstreit zwischen Eiches SPD-Ortsbürgermeister Andreas Klemund und der Familie Schesing ist neu aufgeflammt. Am Sonnabend wurde der Kommunalpolitiker durch Baulärm aus einer nachmittäglichen Runde mit Gästen aufgeschreckt. Andreas Schesing war dabei, den auf einem gemauerten Fundament stehenden Grenzzaun zwischen beiden Grundstücken niederzureißen. Klemund erhob Einspruch, die Situation spitzte sich zu. Der Ortsbürgermeister alarmierte schließlich die Polizei, die drei Streifenwagen mit Blaulicht und Sondersignal in Marsch setzte und die Arbeiten stoppte. Gestern erließ das Amtsgericht dazu eine einstweilige Verfügung. Andreas Schesing kritisierte gegenüber den PNN den rigiden Einsatz der Polizei, deren Beamte sich nicht ausgewiesen und gedroht hätten, die Arbeiten durch Gewaltanwendung zu stoppen.
Als die Familie Klemund 2003 von Gisela Schesing das Grundstück in der Lindstedter Straße gekauft hatte, herrschte noch Einvernehmen zwischen den Parteien. Erst mit dem Bau des stattlichen Einfamilienhauses und der Gestaltung des Geländes begann der Ärger. Schesing warf den Klemunds „Grenzverletzungen“ und Verstöße gegen das Nachbarschaftsrecht vor. Zentimeter für Zentimeter schaukelten sich die Unstimmigkeiten über den genauen Verlauf der Grundstücksgrenzen, über eine Stützmauer, Zaun und Schuppenstandort zu einem erbitterten Streit hoch. Schesing erwirkte einen vorübergehenden Baustopp. Als sein neben dem Haus seiner Mutter errichtetes Wohnhäuschen zwangsversteigert wurde, benannte Klemund einen Interessenten. Angesichts der Streitigkeiten könne ihn nicht gleichgültig lassen, welchen neuen Nachbarn er bekomme, begründete er diesen Schritt. Gisela Schesing ersteigerte dann aber selbst das Häuschen für den Sohn, der sich beim Bau des Landhotels Potsdam in Golm verschuldet hatte. Wegen eines verschwundenen Grenzsteins leitete die Stadtverwaltung ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Klemunds ein; es wurde jedoch eingestellt, weil die Sachlage nicht mehr zu klären war.
Der Ortsbürgermeister und seine Ehefrau Simone, die Hauseigentümerin, sehen damit das Problem als erledigt an. Nicht so die Schesings, wie der begonnene Abriss des Zauns zeigt. Klemund wertete dies gegenüber PNN als „reine Provokation“, denn ihm liege eine von beiden Seiten beim Grundstückskaufs unterzeichnete Niederschrift vor, nach der die Grenzmauer ein gemeinsames Bauwerk sei. Andreas Schesing betrachtet sie dagegen als Teil seines Grundstücks. Darüber besitze er entsprechende Unterlagen. Deshalb könne er Zaun und Fundament niederreißen. Am Sonnabend gegen 19.30 Uhr hatte er versucht, den Streit zum Medienereignis zu machen. Da trotz Anrufs kein Pressevertreter erschien, zeigte sich Gisela Schesing gestern zugeknöpft. Ihre Familie werde die Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen. In der Vergangenheit hatte sie bereits versucht, die Ablösung des früheren Juso-Landesvorsitzenden als Ortsbürgermeister durchzusetzen, da ein so egoistisch handelnder Mann als Vertreter der Einwohner ungeeignet sei. Die Vorstöße bei Politikern, so bei Ministerpräsident Matthias Platzeck, Oberbürgermeister Jann Jakobs und der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein blieben jedoch erfolglos. Kürzlich war der Nachbarschaftsstreit auch Thema einer nichtöffentlichen Sitzung des Hauptausschusses der Stadtverordnetenversammlung. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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