Landeshauptstadt: Streit um Persius-Konzept
Stadt gegen Disko-Nutzung / Neue Vorwürfe gegen Zwirner
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Stadt gegen Disko-Nutzung / Neue Vorwürfe gegen Zwirner Von Marcel Kirf Potsdam-West. Der Streit um die Nutzung des Persiusspeichers an der Zeppelinstraße (PNN berichteten) ging Donnerstagabend während einer „musikalischen Vernissage“ in eine neue Runde. Offiziell eröffnet wurde eine Ausstellung mit Arbeiten der Berliner Künstler Volker Nikel (Malerei/ Skulpturen) und Christoph Hildebrandt (Lichtinstallation). Am Rande aber kam es erneut zu Auseinandersetzungen über das Konzept des vorläufigen Betreibers Andreas Zwirner. Der sich im Besitz der Stadt Potsdam befindliche Persiusspeicher war mit Fördergeldern teilsaniert worden – mit der Bedingung, hier eine Kunsthalle einzurichten. Die jetzt geplanten Veranstaltungen erinnern jedoch eher an eine Diskothek, als an eine Kunsthalle. Auch die „Vernissage“ am Donnerstagabend schien von Beginn an seltsam. Mit Bierkästen und technischem Gerät beladene Menschen wuselten zwischen den wenigen Besuchern umher. Alles wirkte eher wie Partyvorbereitung als wie eine Eröffnungsveranstaltung. Es wurde geschraubt und justiert, auf dem Boden lagen Baumaterialien, Kabel, Kleidungsstücke. Rechterhand ein heller Raum, vorn werden gerade die ersten Lichtobjekte Hildebrandts angebracht. An den weiß getünchten Wänden entlang des Ganges – auf dem Weg zu den Toiletten – hängen vier großformatige Gemälde Nikels. Ein zweiter Raum zur Linken sieht völlig anders aus: wie eine Diskothek, ähnlich dem „artSpeicher“, der sich bis vor kurzem im benachbarten Hotelgebäude befand. An eine lange Flucht schmiegt sich wandfüllend ein Tresen mit Barhockern. Eckige Säulen, in die rot leuchtende Lichterketten integriert sind, trennen den Tanz- vom Erholungsbereich. Am Ende des Raums ein DJ-Pult, an der Decke viele Diskokugeln und teure Lichteffekt-Geräte. In ein paar Ecken stehen große Holzskulpturen. Am Mittag des gleichen Tages hatten Sylvia Gädeke und die Grundstücksgesellschaft Gädeke & Landsberg, Eigentümer des benachbarten art“otels, am Landgericht ein „Versäumnisurteil“ zur Räumung des Hotels und Zahlung einer hohen Geldstrafe gegen ihren bisherigen Pächter Andreas Zwirner erwirkt (PNN berichteten). Seit Mai 2003 besteht aber auch ein Nutzungsvertrag für den Persiusspeicher zwischen Zwirner und der Stadt. Zwirner ist Veranstalter des Abends. Als Dirk Gädeke von der Eigentümergesellschaft erscheint, kommt es zur verbalen Auseinandersetzung zwischen ihm und Zwirner. Gegenüber den PNN erneuerte Gädeke anschließend seine massiven Vorwürfe gegen Zwirner – er schulde den Hoteleigentümern 1,3 Millionen Euro. Und setzt neue Anschuldigungen hinzu: Die Inneneinrichtung des Persiusspeichers sei zu wesentlichen Teilen aus Räumen des ehemaligen „artSpeicher“, den Zwirner ebenfalls betrieben hatte, „gestohlen“. Der geltende Baustopp für den Persiusspeicher sei ignoriert worden. Unter dem neu aufgebrachten Flüssigbeton befände sich denkmalgeschützter Fußboden. Brandschutzbestimmungen würden missachtet, die Sprinkleranlage hinge an der des Hotels. Die Kunst diene nur als Alibi, vermutete Gädeke, als „Wanddekoration für Tanzveranstaltungen“. „Das muss ich alles dementieren“, sagte Andreas Zwirner lächelnd. Alle behördlichen Genehmigungen seien ergangen, einen Baustopp gäbe es nicht und „natürlich ist hier alles neu, nicht geklaut“, wofür die Gesellschaft seiner Frau (Relax Group Event Marketing GmbH) gesorgt habe. Gegen das Gerichtsurteil werde er im übrigen alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, sagte Zwirner. Dass Kunstobjekte eher am Rand stehen, sei nur am Wochenende so. „Ab Montag kommen alle mobilen Einbauten weg, und die Kunst in die Mitte.“ Die könne von 12 bis 20 Uhr betrachtet werden. Zu solchen „Einrichtungskonfigurationen“ soll es nach dem Willen der Stadt aber nicht kommen. Gerhard Meck, Fachbereichsleiter Kultur und Museum, sagt deutlich: „Wir wollen keine Disko. Keine große und keine kleine.“ Die Einrichtung habe ihn überrascht, die Lämpchen finde er „schräg“ und es gäbe „ein bisschen viel Bar“, aber „der hintere Teil“ gefalle ihm gut. Man müsse nochmals über das Konzept sprechen. Kunst müsse im Vordergrund stehen, Veranstaltungen sollen begleitend sein, und generationsübergreifend – „zu jeder Tageszeit“. Das sagt er auch in einer kurzen Ansprache, unmissverständlich.
Marcel Kirf
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