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Von Peer Straube: Streit um Plansammlung eskaliert

Detlef Schöning soll bei der Stiftung für den wertvollen Nachlass seines Großvaters ausgebootet werden

Von Peer Straube

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Im Streit um die wertvolle historische Plansammlung des Potsdamer Baumeisters Carl Schöning (1875-1959) verhärten sich die Fronten. Sein Enkel Detlef Schöning wirft der Rathausspitze Vertrauensbruch vor und droht erstmalig offen damit, der Stadt das Erbe seines Großvaters zu entziehen. Wie berichtet, hatte Detlef Schöning die rund 20 000 Objekte umfassende und über mehr als zwei Jahrhunderte zusammengetragene Sammlung von Bauplänen und -zeichnungen seines Großvaters der Stadt bereits kurz nach der Wende leihweise überlassen. Erklärtes Ziel war die Überführung in eine treuhänderische Stiftung unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Nachdem ein Gründungstermin für die Stiftung vor drei Jahren abgesagt worden war, hatte zwischen beiden Parteien Funkstille geherrscht.

Nun ist wieder Bewegung in die Sache gekommen, allerdings nicht so, wie sich Detlef Schöning das vorgestellt hat. Er wirft der Stadt vor, ihn bei der Stiftungsgründung ausbooten zu wollen. Nach ursprünglichen Plänen sollte Schöning einen Platz im Stiftunsgbeirat erhalten. Doch wie nun aus einem den PNN vorliegenden Schriftwechsel zwischen der Stadtverwaltung und Schöning hervorgeht, soll auf dieses Gremium verzichtet werden. Die Stiftung, heißt es in dem von Baudezernent Matthias Klipp (Bündnis ’90/Grüne) unterzeichneten Schreiben vom 5. November, sei ein „unmittelbares Geschäft zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz“. Zudem stellt der Baubeigeordnete den Umfang der Plansammlung infrage. Es handele sich um rund 6000 Blätter, von sogenannten Spolien (Bauteile wie Ziegel, Kacheln u.ä.) sei ihm „nichts bekannt“. Als Schöning Klipp daraufhin per E-Mail um ein klärendes Vier-Augen-Gespräch bat, wurde er vom Beigeordneten mit dem barschen Satz beschieden: „Ich habe für dieses Thema schlicht keine Zeit.“

Schöning fühlt sich von der Stadt betrogen. Mehr als 15 Jahre habe er für die Gründung einer Stiftung gekämpft und nahezu allein die Vorbereitungen dafür getroffen. Nun unterstelle man ihm „unwahre Behauptungen“, sagte er den PNN. „Selbstverständlich“ habe die Stadt seinerzeit auch die Baumustersammlung mit übernommen und Teile davon sogar ausgestellt, so Schöning. Klipps Schreiben lasse in „hohem Maße Moral, Wahrhaftigkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen“ vermissen. Seine „umfangreichen Leistungen“ seien „anscheinend nur missbraucht“ worden.

Anfang Oktober hatte auch der RBB in der Sendung „Die Jury hilft“ über die seit Jahren verschleppte Stiftungsgründung berichtet und der Verwaltung den Negativpreis des „Ärmelschoners“ verliehen.

Dass es sich bei der Schöningschen Plan- und Spoliensammlung um eine „einzigartige, generationenübergreifende Dokumentation“ handelt, hat das Landesdenkmalamt bereits 2005 festgestellt, als sie sie zum Denkmal erhob. Zusammengetragen hatte sie Carl Schöning, der als Erbe einer 1775 gegründeten Potsdamer Baufirma selbst hohes Ansehen genoss und an fast allen Bauwerken von Bedeutung tätig war, etwa am Stadtschloss, der Nikolaikirche und am Schloss Sanssouci.

Das Agieren der Stadt hat seinen Enkel Detlef Schöning so betroffen und wütend gemacht, dass er einen Anwalt eingeschaltet hat. Dennoch will er noch einen Einigungsversuch starten. Misslingt dieser, „werde ich gegen die Stadt vorgehen und meine Leihgabe zurückfordern“. Und Potsdam ginge ein Schatz verloren.

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