Schließung von "St. Nikolai": Streit um Potsdams älteste Kita

Potsdam - Die älteste Kita der Stadt gibt es nicht mehr: Die Kita „St. Nikolai“ direkt neben dem Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße, 1829 gegründet und seitdem in verschiedenen Gebäuden untergebracht, ist geschlossen worden.

Der Schließung ging ein langer Streit voraus. Schon Mitte 2013 hatte die Stadtverwaltung erklärt, die damals vom Diakonischen Werk betriebene Kita sei nicht mehr im Bedarfsplan enthalten – weil der Vermieter das Dreifache der üblichen Summe verlange. Doch die Eltern der Kita-Kinder protestierten daraufhin, der Mietvertrag wurde nach Angaben der Verwaltung noch einmal bis Mitte 2014 zu alten Konditionen verlängert. Inzwischen hatte die Diakonie wegen Abrechnungsfehlern einen Insolvenzantrag einreichen müssen, die ebenfalls evangelische Hoffbauerstiftung übernahm den Betrieb. Ein langfristiger neuer Vertrag kam aber nicht mehr zustande, nach einer Übergangsfrist ist nun Schluss. „Wir hatten auf eine andere Lösung gehofft“, sagte Stiftungschef Frank Hohn den PNN auf Anfrage: „Aber von Anfang an haben wir kommuniziert, dass es auch anders kommen kann.“

Eltern fühlen sich von Hoffbauerstiftung verschaukelt

Man habe allen Eltern Ersatzeinrichtungen für ihre Kinder angeboten – allerdings hätten einige dieser Plätze „leider nicht“ in fußläufiger oder mit dem Fahrrad leicht zu erreichender Entfernung gelegen. Betroffene Eltern berichteten den PNN, sie hätten von der Innenstadt ins Musikerviertel am Wohngebiet Am Stern wechseln sollen, was Hohn auch einräumte. Es habe sich dabei um maximal ein Drittel der 35 Kinder gehandelt, die in „St. Nikolai“ betreut wurden. „Besser ging es leider nicht.“ Einige dieser Eltern erklärten den PNN, sie fühlten sich speziell von der Hoffbauerstiftung verschaukelt: So seien Absprachen nicht eingehalten worden. Dies wiederum weist Hohn zurück. Unter anderem sei eine eigentlich als Ersatz vorgesehene Kita-Erweiterung „aus verschiedenen Gründen“ gescheitert, so Hohn.

Auch der Versuch einiger Eltern, mit den Maltesern einen neuen Träger für die Kita zu akquirieren, blieb erfolglos. Ein Sprecher der Malteser bestätigte den PNN zwar, dass man schon lange nach einem geeigneten Standort für eine Kita in Potsdam suche, dies aber bislang an den hohen Mieten gescheitert sei. Nach einem Gespräch mit der Stadtverwaltung zur St.-Nikolai-Kita sei auch klar signalisiert worden, dass dieser Standort nicht realistisch sei. Daher habe man sich nicht weiter darum bemüht, sagte der Sprecher.

Kita neben dem Rathaus Potsdam könnte Aushängeschild sein

Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) schrieb zuletzt an die betroffenen Eltern, dass regelmäßig erhöhte Mietforderungen und Kündigungsdrohungen seitens des Vermieters nicht dazu beitrügen, einen „zuverlässigen und ruhigen Kita-Alltag zu gewähren“. Dies sei aber die Grundanforderung an eine Kita, so die Dezernentin.

Der Vermieter Hans Grewe wiederum weist diese Vorwürfe von sich. Noch vor Jahren habe er der Kita in schwieriger Lage geholfen und seine Räume zur Verfügung gestellt. Ebenso hätte er, „wenn es nach mir gegangen wäre“, den gültigen Mietvertrag fortgeführt. Allerdings habe er deutlich den Wunsch nach Planungssicherheit über längere Zeit artikuliert, so der Vermieter. Über den Preis und sonstige Bedingungen habe niemand mit ihm verhandelt. „Ich werde nun neue Mieter suchen.“ Das sei schade, „denn eine Kita an diesem Standort – neben dem Rathaus – könnte ein Aushängeschild für die Stadt sein.“

Kein Verständnis

Verständnis für das Aus haben die Eltern jedenfalls nicht: „Das Ganze ist auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen worden.“ In Eigeninitiative habe man zumindest inzwischen eine neue Einrichtung gefunden. Allerdings seien die Kinder unglücklich über die ganze Entwicklung gewesen, weil sie von Spielkameraden getrennt wurden. Henri Kramer