Landeshauptstadt: Streit um Umgang mit Missbrauchsvorwürfen
Lehrerkonferenz entscheidet: Tatverdächtige Schüler dürfen weiter an Potsdams Elite-Sportschule lernen
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Nach dem Missbrauchsverdacht im Wohnheim der Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ gibt es Streit zwischen Elternvertretern der Schule und der Stadtverwaltung um die Konsequenzen aus den Vorfällen. Uneinigkeit herrscht über den Umgang mit den suspendierten Mitarbeitern des Internats.
Uneins ist man, ob die Internatsleiterin das Haus verlassen muss. Rathaussprecher Jan Brunzlow bestätigte den PNN, dass die Leitungsstelle neu ausgeschrieben wird – von der kommunalen Luftschiffhafen GmbH, die das Wohnheim seit dem Sommer betreibt. Bisher hatte die Stadtverwaltung lediglich erklärt, die Leitung sowie weitere Angestellte des Wohnheims würden bis zur Klärung der Vorwürfe gegen sie nicht mehr dort arbeiten. Eine für drei Monate eingesetzte Interimsführung hat bereits die Leitung des Hauses übernommen. Mit der Entscheidung zur Neuausschreibung der Leitungsstelle steht damit aus Sicht der Stadt offensichtlich fest, dass Mitarbeiter des Internats den Missbrauchsverdacht nicht unverzüglich der Justiz gemeldet haben, obwohl die mutmaßlichen Opfer – zwei 13 und 14 Jahre alte Jungen – sich nach der Tat Ende September mit der Bitte um Hilfe an Erzieher im Wohnheim gewandt hatten. Wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe hatte auch das Bildungsministerium erklärt, die Krisenkommunikation habe in dem Fall „nicht funktioniert“.
Die Elternvertreter an der Sportschule wehren sich nach PNN-Informationen gegen den kompletten Austausch der Heimleitung. In einem Brief an die Eltern schreiben der Vorsitzende der Schul- und der Leiter der Elternkonferenz der Schule, der fragliche Vorfall sei „sehr wohl beachtet“ worden – jedoch habe man „dessen Brisanz bedauerlicherweise nicht sofort erkannt“. Aus Sicht der Elternvertreter habe aber „zu keiner Zeit“ die Absicht bestanden, „den Vorfall zu vertuschen“ oder „unter den Teppich zu kehren“. Die Schulbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) hatte sich empört, die Schüler hätten sich „ihren nächsten Vertrauenspersonen offenbart und anscheinend keine Hilfe erhalten – das ist für mich unfassbar“.
Unterdessen dürfen die beiden 16-jährigen Tatverdächtigen, gegen die von der Staatsanwaltschaft wegen sexueller Nötigung ermittelt wird, weiter an der „Eliteschule des Sports“ am Standort Luftschiffhafen lernen. Das habe die Gesamtlehrerkonferenz der Schule „mehrheitlich“ nach stundenlanger Sitzung entschieden, erklärte Stephan Breiding, Sprecher des Bildungsministeriums, am Mittwochabend. Die Schüler würden jedoch die Androhung eines Schulverweises erhalten, „als eine Art Warnschuss und letzte Chance“. Jeder weitere Vorfall würde zum Ausschluss führen. Ebenso müssten sie sich auf „gezielte Erziehungsmaßnahmen“ innerhalb der Sportschule einstellen, so Breiding. Welcher Art diese Maßnahmen sein sollen – etwa ein Täter-Opfer-Ausgleich oder Strafarbeiten – ist demnach unklar und wird erst noch entschieden. Die Schule wolle den Vorfall „pädagogisch“ aufarbeiten, so Breiding. Die zwei Nachwuchshandballer des VfL Potsdam sollen sich im Internat der Schule unter anderem mit einem Bestenstiel an den zwei jüngeren Mitschülern vergangen haben. HK
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