Landeshauptstadt: Streit wegen 7,70 Meter
Die Stadt will einen Mehrgeschosser in Waldstadt I nicht genehmigen – obwohl er das schon war
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Potsdam wächst und braucht zusätzlichen Wohnraum, das ist längst keine Neuigkeit mehr. Statistiker rechnen damit, dass 2025 etwa 17 500 Miet- und Eigentums-Wohnungen mehr gebraucht werden, als derzeit zur Verfügung stehen. Dabei ist die Stadt auch auf private Investoren angewiesen – einer davon ist die Mila Grundstücksgesellschaft mbH. In Waldstadt I will das Unternehmen einen Block von mehrstöckigen Häusern mit insgesamt 68 Eigentumswohnungen bauen. Doch die Stadt verweigert dem Unternehmen die Genehmigung.
Als Michael Laschinsky das Grundstück über die Mila Grundstücksgesellschaft im vergangenen Jahr kaufte, ging er von einem sicheren Geschäft aus. Schließlich wollte er auf der Fläche an der Ecke Drewitzer Straße/Erich-Weinert-Straße lediglich ein bestehendes Karree vervollständigen. Dieses war 1994 bereits als solches genehmigt worden, doch noch nicht alle der geplanten Häuser waren tatsächlich gebaut, als der Bauträger Insolvenz anmeldete und die Genehmigung verfiel.
2012 ersteigerte dann die Mila Grundstücksgesellschaft Potsdam mbH den Grund – nicht ohne sich vorher bei der Stadt über mögliche Probleme bei der Genehmigung zu informieren, wie er selbst sagt. Im Mai 2012 hätten er und sein Architekt sich mit der damals zuständigen Mitarbeiterin vom Potsdamer Stadtplanungsamt getroffen. Diese habe sich die Unterlagen durchgesehen und gesagt, sie sehe aus planungsrechtlicher Sicht grundsätzlich keine Probleme, da das städtebauliche Konzept ja bereits schon mal genehmigt gewesen sei, erzählt Laschinsky. Zuversichtlich ersteigerte er also den Grund und reichte kurz danach eine Baugenehmigung für die fünf- beziehungsweise sechsgeschossigen Wohnhäuser samt Tiefgarage ein. Schon in diesem Frühjahr sollte mit den Bauarbeiten begonnen werden, erste Vorverträge mit Handwerkerfirmen wurden geschlossen.
Doch dann kam im Februar des Jahres die böse Überraschung: Der Bauantrag sollte abgelehnt werden. Problematisch sei das Vorhaben hinsichtlich der „Stellung des Baukörpers“, heißt es in der Stellungnahme der Bauverwaltung. Im Gegensatz zu den anderen Wohnblöcken an der Drewitzer und der Erich-Weinert-Straße rage der beantragte Bau deutlich weiter in die Straße hinein und bilde so eine „weither sichtbare Dominante“. Die Drewitzer Straße würde durch den Bau quasi beendet und eine „platzartige Situation“ entstehe, für die es keine städtebauliche Begründung gebe. Um eine Baugenehmigung zu kriegen, müsse der Bau an der Drewitzer Straße um mindestens 7,70 Meter zurückgesetzt und an der Erich-Weinert-Straße auf die vorspringenden Erker an der Ecke verzichtet werden.
Laschinsky fiel aus allen Wolken. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass das Vorhaben aus städtebaulicher Sicht nicht genehmigungsfähig sein soll“, sagt er. Das eingereichte mit dem Baukörper direkt an der Drewitzer Straße sei schließlich das Ergebnis eines städtebaulichen Architekturwettbewerbes im Rahmen des sogenannten Baulückenkataloges aus den 1990er-Jahren gewesen und schon einmal genehmigt gewesen.
So wie von der Stadtplanung gefordert, sei der Neubau nicht umzusetzen, meint Laschinsky. Denn er ist auf die Zustimmung der Eigentümer angewiesen, den die 60 bereits gebauten Wohnungen in dem Karree gehören. Würde er den Forderungen der Stadtplanung folgen und den Baukörper nach hinten setzen, würde der Innenhof kleiner und die Eckwohnungen hätten eine 15 Meter hohe Betonmauer vor sich. Die Qualität der gesamten Wohnanlage würde darunter leiden. „Die Eigentümer haben nach dem damals vorliegenden Plänen gekauft. Ich gehe nicht davon aus, dass sie einer Änderung in dieser Form zustimmen würden.“
800 000 Euro hat Laschinsky bislang investiert, elf Millionen sollen es insgesamt werden. Die Entscheidung der Stadt ist für ein reine Willkür, notfalls will er sich die Genehmigung vor Gericht erstreiten. Doch womöglich bekommt er Unterstützung von der Politik, am heutigen Dienstag ist sein Fall Thema im Bauausschuss der Stadt. „Ständig wird davon geredet, dass Wohnungen benötigt werden. Aber das sind offensichtlich nur Lippenbekenntnisse“, appelliert Laschinsky.
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