Landeshauptstadt: Streit zwischen Waschhaus und der linken Szene
Kulturhaus wehrt sich gegen Nazivorwürfe / Diskussionsreihe zum Thema Rechtsextremismus geplant
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Berliner Vorstadt – Der Potsdamer Arbeitskreis (AK) Antifa und die Geschäftsleitung des Waschhaus in der Schiffbauergasse liegen weiter im Streit über den Umgang mit rechtsextremen Jugendlichen in dem soziokulturellen Zentrum. In einer Mitteilung beschuldigt der AK nun die Leitung des Waschhaus, „leere Versprechungen und Worthülsen“ zu machen, statt aktiv gegen Rechtsextremismus zu handeln.
Die der linken Szene zugehörige Gruppe bezieht sich dabei auf einen Vorfall in der Nacht zum 5. April. Damals waren zwei Potsdamer im Alter von 22 und 21 Jahren in Streit geraten. Nach Darstellung des Opfers, dass zur linken Szene der Stadt gehört, habe er den ein Jahr älteren Potsdamer wegen seines eindeutig erkennbaren „Nazi-Shirts“ angesprochen und ihn gefragt, was dies solle. Auf dem Shirt sei ein Motiv einer rechtsradikalen Band zu sehen gewesen. Daraufhin, so das Opfer, habe ihn der T-Shirt-Träger mit einem Kopfstoß so verletzt, dass er unter anderem mit einem Nasenbruch ins Krankenhaus musste.
Danach hatte die Antifa kritisiert, dass das Sicherheitspersonal des Waschhaus offensichtlich rechtsextremen Personen den Eintritt gewähre. Das Waschhaus verwahrte sich gegen solche Vorwürfe, kündigte aber ein Gespräch mit dem Mobilen Beratungsteam (MBT) gegen Rechtsextremismus in Potsdam an. Ebenso gab es ein Gespräch mit dem Opfer, so nun die Antifa: In diesem habe die Waschhaus-Leitung nicht der Forderung „Folge geleistet“, künftig zumindest das Tragen der als rechtsextrem geltenden Marke Thor Steinar zu verbieten – wie etwa der Berliner Verein Hertha BSC. So werde „de facto gewalttätigen Personen mit rechtem Gedankengut“ weiterhin der Zutritt gewährt, kritisierte der AK Antifa.
Das Waschhaus reagierte gestern verärgert über die Darstellung. „Wir sehen uns nicht in der Lage, jedes T-Shirt zu kontrollieren, da am Einlass die Gäste meist Jacken und mehr tragen“, so Geschäftsführer Michael Wegener. Eine Marke wie Thor Steinar besitze immer kleinere Logos, die in der Dunkelheit nicht als solche zu erkennen seien. Jedoch sei das Sicherheitspersonal angewiesen, „sofort“ zu reagieren, falls Gäste offen Nazisymboliken verwenden würden. Jedoch sei dies seit April nicht notwendig gewesen. Auch sei es den Securities ausdrücklich untersagt, selber umstrittene Marken wie Thor Steinar zu tragen: „Es gibt bereits einen Anranzer, wenn sie mit Tarnsachen kommen.“ Für den Herbst plane sein Team eine Reihe, bei der über den Umgang mit rechtsextremen Symboliken diskutiert werden soll, so Wegener – trotz der wegen der Sanierung gerade „äußerst schweren Situation“ seines Hauses. Seit Jahren organisiere das Waschhaus Veranstaltungen wie nun das Afrika-Festival oder antirassistische Fußballspiele als aktive Beiträge gegen Fremdenfeindlichkeit. Wegener betonte, dass sich sein Haus nicht wie von der Antifa dargestellt bei dem Opfer entschuldigt, sondern sein tiefstes Bedauern über der Vorfall ausgedrückt habe.
Das Potsdamer MBT reagierte gestern zurückhaltend auf die Darstellung der Antifa. Er hätte das Gespräch mit dem Waschhaus als „konstruktiv“ erlebt, sagte Thomas Weidlich vom MBT den PNN. Es sei klar gemacht worden, dass es Kulturhäusern nütze, wenn sie sich klar positionierten. Er bot ein weiteres Gespräch an – etwa zum Thema Thor Steinar. HK
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