LEUTE in Potsdam: „Streittyp“ und Sieger im Debattieren
Wer mit Victor Wachs spricht, ist schnell auf der Hut. Immer ein Argument im Ärmel, immer ein abwägender Blick und oft das letzte Wort.
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Wer mit Victor Wachs spricht, ist schnell auf der Hut. Immer ein Argument im Ärmel, immer ein abwägender Blick und oft das letzte Wort. Sich selbst bezeichnet Victor Wachs als „Streittyp“. Der Gymnasiast vom Humboldt-Gymnasium belegte beim Landesfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ den zweiten Platz bei den Schülern der Jahrgangsstufe acht bis zehn. Dabei ging es um Fragen wie „Sollen auch im Land Brandenburg Schüler-Gerichte eingeführt werden?“ und „Soll der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie rückgängig gemacht werden?“. Ungewöhnliche Themen für einen 14-Jährigen. Doch seine Freunde seien stolz auf ihn. „Keiner lacht über mich.“ Mitte Juni tritt Victor Wachs nun im Bundesfinale an. Sein Wunschthema wäre: Sollen Eltern verpflichtet werden, ihre Kinder regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen? Für die Wettbewerbs-Debatten erhält der Gymnasiast zehn Tage vorher das Thema übermittelt. Victor Wachs: „Das Schwierigste ist, meine Eröffnungsrede der Zeit anzupassen.“ Zwei Minuten bleiben ihm dafür. Wenn es passiert, dass alle Teilnehmer „Pro“ des vorgegebenen Themas sind, wird ausgelost, wer Contra spricht. „Aus diesem Grunde muss ich mich stets auf beide Seiten einstellen“, so der Schüler.
Wenn sich Victor Wachs nicht gerade auf Streitgespräche vorbereitet, spielt er Klavier oder erledigt Hausaufgaben. Doch auch zu Hause streitet der Schüler gern ausdauernd und ernsthaft mit seiner Familie. Da geht es fast immer darum, wer die Fernbedienung haben darf und warum er jetzt gerade nicht abwaschen kann. „Ich kann nicht zurückstecken“, gibt Victor Wachs zu. Träfe er Potsdams Stadtoberhaupt, „würde ich ihn einfach nur anlächeln und ihm sagen, dass ich mich freue, dass die Stadt sich im Aufschwung befindet“. Im späteren Berufsleben kann sich Victor Wachs gut als Psychologe oder Anwalt sehen. Obwohl, beim längeren Nachdenken findet er, dass der Psychologe ihm wohl doch nicht entsprechen würde. „Schließlich reden da immer die anderen“, ist er sich sicher. Und im Gespräch selbst zu kurz kommen, nein, das möchte er nun wirklich nicht. Yvonne Zitzmann
Yvonne Zitzmann
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