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Im grünen Bereich? Potsdams Straßenbäume leiden unter anhaltenden Trockenperioden. Bei Neupflanzungen setzt die Stadt daher auf widerstandsfähige Arten.

© Stipe Ramminger

Landeshauptstadt: Stress am Straßenrand

In Potsdams Parks und Wäldern herrscht derzeit Waldbrandstufe 4. Aber besonders für die Straßenbäume ist trockenes Wetter eine Belastung

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Das freundliche Frühlingswetter freut viele Potsdamer und die Besucher der Stadt. Doch Sonnenschein und wenig Regen können langfristig auch negative Folgen haben – für die Bäume. In den Waldgebieten und Parks der Stadt gilt nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums derzeit die Waldbrandwarnstufe 4. Das steht für hohe Gefahr. Im Wald oder weniger als 50 Meter von Waldrändern entfernt darf deshalb entsprechend des Waldgesetzes kein Feuer angezündet und nicht geraucht werden.

Seit Jahresbeginn liegt die Niederschlagsmenge in Potsdam laut den Daten des Wetterdienstes zum Teil deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. Im Februar waren es unter zehn Millimeter Regen pro Quadratmeter – nur ein Viertel des Mittelwertes. Auch der März war unterdurchschnittlich und die wenigen Schauer im April änderten an der Wasserknappheit nichts. „Dieses Frühjahr ist zugegebenermaßen sehr trocken“, sagt Herbert Claes, der in der Stadtverwaltung für die Grünflächen verantwortlich ist. Schäden an den städtischen Bäumen seien aber bisher nicht zu verzeichnen.

Dem frischen Grün an den Straßen und in den Parks ist es zwar nicht anzusehen, aber die Bäume wachsen sozusagen auf Reserve. „Für das Wachstum verwenden die Bäume Stoffe, die im Herbst in den Rinden und in den Wurzeln angelegt wurden“, erklärt Claes.

Auch die Schlösserstiftung bemerkt den fehlenden Regen: „Der Oberboden ist derzeit ausgetrocknet“, sagt Sprecher Frank Kallensee. Allerdings gebe es keine akuten Schäden. Die 55 000 Bäume in den Potsdamer Parks der Schlösserstiftung seien in gutem Zustand. Die Wurzeln finden derzeit im Erdreich noch ausreichend Feuchtigkeit, hieß es. Ähnlich sieht es die Pro Potsdam, die in ihrem Baumkataster etwa 11 800 Bäume zählt.

Doch dauert die Trockenheit an, leiden die Bäume. Besonders stressintensiv sei eine langanhaltende Trockenheit in den Sommermonaten, so Claes. Denn dann haben die Bäume ihre volle Laubkrone entwickelt und durch die vielen Blätter verdunstet sehr viel Flüssigkeit. Deshalb wässere das Grünflächenamt in heißen und trockenen Monaten zusätzlich mit einem Wasserwagen. Darüber hinaus habe die Stadt in der Vergangenheit schon die Anwohner gebeten, die Bäume vor den eigenen Häusern mit Wasser zu versorgen. Besonders junge Bäume bräuchten diese Unterstützung. In Ausnahmefällen könne die Stadt sogar die Feuerwehr oder Fremdfirmen mit dem Gießen beauftragen. Die Schlösserstiftung wässert derzeit lediglich Bäume, die im Vorjahr angepflanzt worden sind.

Anders als die Stiftung ist das Grünflächenamt häufig für Bäume an ungünstigen Standorten zuständig. Denn Straßenbäume haben kein leichtes Leben: Neben der Trockenheit setzt ihnen zum Beispiel die Lauge zu, die im Winter gegen das Glatteis verwendet wird. Der Lebensraum sei oft durch aufgeschütteten Boden oder schmale Pflanzgruben zwischen Straße und Gehweg beengt. Außerdem gebe es Schäden durch Vandalismus, parkende Auto und Hunde-Urin.

Wird eine Straße neu oder komplett wieder bepflanzt, versucht die Stadt deshalb auf widerstandsfähige Arten zurückzugreifen – beispielsweise Platanen, Hopfenbuchen, Resista-Ulmen, ungarische Eichen oder Gingko, so Claes. In den vergangenen Jahren habe die Stadt deutlich mehr Bäume neu gepflanzt als gefällt. „Allein in den letzten sieben Monaten hat die Stadt an Straßen und auf öffentlichen Grünflächen etwa 700 Bäume gepflanzt“, sagt Claes.

Die Schlösserstiftung treibt ein anderes Problem um: Wegen der strengen Regeln zum Erhalt des Gartendenkmals, kann nicht einfach gepflanzt werden, was gut wächst. Wegen des Klimawandels rechne man mit längeren Trockenperioden. Wie damit angemessen umgegangen werden kann, sei bereits auf zwei internationalen Fachtagungen besprochen worden. Eine dritte soll im September nun Handlungsempfehlungen geben.

Die städtische Bauholding Pro Potsdam versucht auf Trockenperioden infolge des Klimawandels schon jetzt zu reagieren. Bei Baumaßnahmen achte man immer auf Versickerungsflächen für Regenwasser, so Sprecherin Jessica Beulshausen. Außerdem versuche man bei Neupflanzungen auf eine Mischung verschiedener Arten zu setzen. Gemischte Baumstrukturen könnten Trockenheit besser vekraften als Monokulturen.

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