Landeshauptstadt: Stressmesser fürs Handgelenk
Design- und Medienwissenschafts-Studenten zeigen an der FH ihre Abschlussarbeiten
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Bornstedter Feld – Mit ihren gerade mal 30 Jahren hat Julia Werner schon erlebt, wie Freunde und Bekannte im gleichen Alter das Handtuch geworfen haben. Stress und Überarbeitung sind heute oft schon in der jungen Generation ein großes Problem. Kaum ist die Hochschule vorbei, geht es von einem Praktikum ins nächste. Ein unstetes, aufreibendes Arbeitsleben beginnt, so die FH-Studentin, die gerade ihr Studium in Interfacedesign in Potsdam beendet hat. Ihre Erkenntnisse hat Julia Werner zum Thema ihrer Abschlussarbeit gemacht.
„Lifeclock“ nennt sie die kleine, unscheinbare Applikation, die unter der Uhr verborgen wird. Sensoren können über den Hautwiderstand ermitteln, wie viel Stress man gerade hat. Die Daten werden an eine Internetplattform weitergegeben, auf der die Stresshöhe grafisch dargestellt wird. Je mehr Aufregung, desto mehr Strahlen gehen von dem Objekt aus, das die eigene Person darstellt. Der Clou dabei: Auf dem Bildschirm kreisen noch weitere Strahlenkegel um den der eigenen Person. Mal mehr oder weniger strahlend, je nach Stressgrad: Das sind Freunde und Bekannte. So könne sie etwa sehen, ob es ihrer kleinen Schwester in Hannover gerade gut geht. Wenn dem nicht so ist, klickt Julia einfach ein Herzsymbol auf dem Bildschirm an, und die Schwester erhält durch Vibrieren ihres Stressmessers ein Signal, dass jemand an sie denkt. „Das ist dann wie ein kleiner Energieschub.“
Die Abschlussarbeit von Julia Werner ist zusammen mit zahlreichen anderen Arbeiten aus dem Bereich Design der FH und der Europäischen Medienwissenschaften (FH und Uni) noch bis Montag im neuen Zentralgebäude der Potsdamer FH in der Kiepenheuerallee ausgestellt. Die Arbeit war ihr ein inneres Anliegen. „Ich habe eine sehr idealisierte Vorstellung von einer Kultur des Aufeinanderaufpassens“, erklärt sie. Stress sollte nicht zum Dauerzustand werden, freundschaftliche oder familiäre Bande sollten verbindlich sein.
Ebenso idealistisch ist die Herangehensweise von Melanie Kowronek. Die Design-Studentin hat für ihre Abschlussarbeit einen fiktiven Überwachungsstaat im Computer entworfen (http://d-voncount.de/bachelor). Mit der Arbeit will sie zeigen, wie durchsichtig die Menschen werden, wenn sie im Internet ihre persönlichen Daten hinterlassen. Andererseits soll deutlich werden, was in einem Überwachungsstaat heute alles möglich ist, und wie einfach dies ist. „Ein hochaktuelles Thema“, so der Design-Dekan Prof. Rainer Grahn. Jan Kixmüller
Noch bis Montag, Kiepenheuerallee 5; www.applaus-potsdam.de/de. Sonntag 11 Uhr: Präsentation von Arbeiten.
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